Im Roman Jane Eyre sperrt der Hausherr Rochester seine wahnsinnige Gattin auf den Dachboden, um sich mit der jungen Gouvernante zu vergnügen. Hatte nicht jeder schon mal den Wunsch, seinen Herzensschatz in die Wüste zu schicken?
Die weitaus nähere Kurzzeitversion ist noch heute der Dachboden. Außerdem gibt es auch ganz praktische Erwägungen, aus denen die Liebste den Weg nach oben antreten könnte. Hier kommen 10 Gründe für den modernen Rochester, sich seiner Gattin in luftiger Höhe zu entledigen:
1. Ablage
Altes ausrangiertes Gerümpel stellt man doch immer auf den Dachboden, oder? Dinge an denen sich der Zahn der Zeit festgebissen hat, machen Platz für Neues, ohne dass man sie endgültig loswerden müsste. Vielleicht kommt die alte Mode ja irgendwann wieder.
2. Treppentest
Für sparsame Schwaben. Eine gute Möglichkeit, sich den Statiker zu sparen, ist, die Dame des Hauses auf die marode Speichertreppe zu schicken. Besonders mit den zusätzlichen Pfunden der Feiertage. Hält die Treppe, kann man die Renovierung noch gut um ein Jahr verschieben. Wenn es kracht, ist es höchste Zeit.
3. Stützkraft
Bei Sturm muss die Gattin unbedingt die Dachantenne festhalten. Sonst ist die Übertragung des wichtigsten Fußballspiels der Saison akut gefährdet. Sie sagt sowieso immer, dass sie keinen Fußball mag, dann kann sie sich ja anderweitig nützlich machen.
4. Zum Spinnenstreicheln und Mäusemelken
Der moderne Mann darf weinen. Nicht nur das, er darf auch Angst vor Ungeziefer haben, und seine Frau mit Giften zum Sprühen und Streuen zur Schädlingsbekämpfung nach oben schicken. Sie erklärt ständig Männer zu Memmen, dann kann sie ja den Nachweis antreten, dass Frauen mutiger sind.
5. Realitätscheck
Immer schwärmt sie von diesen romantischen Vampiren in ihren Romanen. Alles großgewachsene Fledermäuse, diese ganzen attraktiven Edwards und Stefans, mit denen sie dann ihr heimisches Bärchen vergleicht. Ein Besuch bei der Fledermauskolonie auf dem Dachboden könnte ihr einen gesunden Vergleich zwischen Realität und Fiktion verschaffen. Mal sehen, wie lange es bis zum ersten Kreischen dauert.
6. Schallschutz
Nach der dritten durchwachten Nacht mit dem Schreibaby ist es beschlossene Sache – den Dachboden schnell mit Eierkartons ausgekleidet, Mutter und Kind ins Exil geschickt, garantiert eine wohligen Schlaf. Andersherum natürlich auch: so kann sie sich nicht mehr über sein angebliches Schnarchen beschweren.
7. Musikalische Inkompatibilität
Die Liebste leidet in letzter Zeit an akuter Schlageritis. Praktisch, dass der Dachboden schon mit Eierkartons schallisoliert ist, dann kann sie eine glückliche Zeit mit ihrer Helene verbringen. Nur das laute Tanzgetrappel stört noch ein wenig, ansonsten herrscht himmlische Ruhe.
8. Energiesparen
Jeden Tag steht sie stundenlang im Bad und föhnt sich die Haare zu dieser neuen Windstoßfrisur. Das steigert nicht nur die Stromkosten ins Unermessliche, auch das Zeitunglesen auf der Toilette wird unnötig erschwert. Wenn sie den Kopf dagegen aus der praktischen Dachluke streckt, werden die Haare ganz von allein diesen wunderbar natürlichen Look annehmen.
9. Notversorgung
Weil der Keller seit dem letzten Frühjahrssturm überflutet ist, muss sie das Feierabendbier eben vom Dachboden holen. Und zwar rechtzeitig, damit es noch vor dem Abend im Kühlschrank die richtige Temperatur annehmen kann. Dann ist der Mann gleich sehr viel versöhnlicher.
10. Studienobjekt
Eine kleine Privatstudie: redet sie auch so viel, wenn sie allein ist? Denn wenn sie nach einem dreistündigen Kaffeeklatsch mit ihren Freundinnen nach Hause kommt, hat sie offensichtlich ihr tägliches Redepensum noch nicht ausgeschöpft. Ups, vergessen, das Aufnahmegerät einzuschalten? Kein Problem, dann muss die Studie eben wiederholt werden. Und wieder, und wieder …
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