Es gibt unzählige Filme, die mit unserer Wahrnehmung spielen, sie verwirren und herausfordern und uns manchmal fragend zurücklassen. Hier habe ich ein paar Beispiele für den nächsten Filmeabend für euch zusammengestellt. Natürlich kommt noch obligatorische eine Spoiler-Warnung, denn um zu zeigen inwiefern Wahrnehmung eine Rolle spielt, muss man manchmal bereits bis zum Ende vorspulen.
#1 Inception (2010)
Fangen wir mit dem Bekanntesten an. Incepeption ist ein Film von Christopher Nolan, in dem es um ein vom Militär entwickeltes Vorgehen geht, bei dem man Träume beeinflussen kann, wobei der Angreifer nicht nur in die Traumwelt des Opfers eindringen kann, sondern auch eine neue Traumebene erschaffen und diese auch kontrollieren kann. Der Protagonist, Dominick Cobb (Leonardo DiCaprio), wird angeheuert um mit einem Team das Bewusstsein von Robert Fischer zu beeinflussen. Wenn man den Film schaut, weiß man als Zuschauer oft nicht genau ob man in einem Traum ist, oder nicht. Viele sagen, sie mussten den Film mehrere Male schauen, um ihn zu verstehen, und einige verstehen ihn trotzdem nicht. Es gibt hierzu auch viele Theorien im Internet, um zu wissen ob die Handlung im Traum ist oder nicht, das betrifft vor allem das offene Ende.
Da es ein Christopher Nolan Film ist, gibt es natürlich viele Actionszenen, besonders in den Traumwelten, aber mich fasziniert definitiv das Spielen mit der Wahrnehmung der Zuschauer mehr.
#2 Donnie Darko (2001)
Ein Film von Richard Kelly, der ebenfalls sehr bekannt ist unter Filmliebhabern. Es geht um Donnie Darko (Jake Gyllenhaal), ein Teenager der Visionen von einem Wesen namens Frank (James Duval) hat, das ein Hasenkostüm trägt. Frank rettet nicht nur Donnies Leben indem er ihn überredet sein Haus zu verlassen bevor ein Flugzeugteil in sein Zimmer stürzt, sondern sagt ihm auch noch das Ende der Welt voraus. Frank bringt Donnie jedoch auch dazu die Schule zu überfluten und ein Haus nieder zu brennen.
Donnie trifft später einen jungen Mann namens Frank im Hasenkostüm, der Donnies Freundin überfahren hat. Nachdem Donnie ihn dafür umbringt, fragt man sich als Zuschauer natürlich, ob der Frank aus Donnies Visionen vielleicht ein echter Geist war, aber bevor man das erfahren kann, sieht man Frank wieder in seinem Zimmer am Tag als das Flugzeugteil in sein Zimmer stürzt und diesmal verlässt er sein Zimmer nicht, sondern wartet lachend auf seinen Tod.
Der Film spielt sehr mit der Wahrnehmung der Zuschauer, indem wir immer wieder neue Informationen bekommen, und nicht wissen was davon echt ist oder nicht .
Donnie Darko ist definitiv mein persönlicher Favorit, einer meiner All-Time-Favorites sozusagen. Ich habe den Plot Twist am Ende überhaupt nicht erwartet und habe ihn nach dem ersten Mal anschauen direkt neu gestartet um Hinweise zu finden.
#3 Matrix (1999)
Noch bekannter als Inception, ist natürlich Matrix, wobei man argumentieren könnte, dass die Filme ein paar Zusammenhänge haben. Das Drehbuch ist von Lilly und Lana Wachowsky, die auch die Regie geführt haben. Die Handlung dreht sich um den Hacker Neo (Keanu Reeves), der von dem geheimnisvollen Morpheus (Laurence Fishburne) gezeigt bekommt, dass er in einer computergenerierten Traumwelt lebt: die sogenannte Matrix. Neo muss sich zwischen der blauen Pille (eine Freifahrt in sein ursprüngliches Leben) und der roten Pille (die Wahrheit über die Matrix) entscheiden und nimmt natürlich die rote. Wir lernen, dass Morpheus Teil einer revolutionären Gruppe ist, die sich in die Matrix hacken, um Menschen zu befreien. Wir lernen auch, dass Neo anscheinend der Auserwählte ist, der die Matrix bezwingen soll.
Neo lernt die physikalischen Eigenschaften der Matrix zu beeinflussen, wie man in der bekannten Szene (als er unzähligen Projektilen ausweicht indem er sie verlangsamt und sich sehr weit zurücklehnt) gut erkennen kann .
Mein Bruder hat mir diesen Film gezeigt als ich recht jung war, aber ich konnte damals nicht viel damit anfangen. Erst als ich ihn Jahre später ein zweites Mal gesehen habe, und die tiefere Bedeutung verstanden habe, konnte ich ihn wertschätzen.
#4 Sie Leben (1988)
Dieser Sci-Fi-Film von John Carpenter, dreht sich um John Nada (Roddy Piper), einen arbeitssuchenden Ölarbeiter, der nach Los Angeles geht. Nada findet eine Sonnenbrille in einem Treffpunkt von Widerständlern gegen den Konsum. Als er die Brille aufsetzt sieht er plötzlich keine Farben mehr, und auf Werbeschildern sieht er Befehle wie „Gehorche!“ und „Konsumiere!“. Er sieht zu dem auch Monster mit totenkopfartigen Gesichtern. Das Ganze endet in einer Hetzjagd auf Nada und er wird schließlich von der sogenannten „kommunistischen Terrororganisation“ kontaktiert und eingeladen. Dort lernen wir, dass diese Monster Aliens sind und die Menschheit ohne ihr Wissen versklavt wurde. Und mit der wachsenden Konsumgesellschaft und Kapitalismus unserer Welt, stellt sich doch nur die Frage, ob der Film uns nicht doch die Wahrheit sagt. Man könnte eigentlich jeden Sci-Fi und Dystopian-Film als Beispiel nehmen, wie dort mit der Wahrnehmung gespielt, aber Sie Leben hat nicht nur eine gesellschaftskritische Botschaft, sondern ist auch durch den Kontrast zwischen farbig und schwarz-weiß visuell ansprechend.
#5 The Congress (2013)
Dieser Film von Ari Folman ist eine Mischung aus Real- und Animationsfilm und basiert lose auf Der futurologische Kongress von Stanislaw Lem. Robin Wright spielt eine fiktive Version von sich selbst, die derzeit keine Arbeit als Schauspielerin mehr findet. Das Filmstudio „Miramount“ bietet ihr an sich scannen zu lassen, um dann als computergenerierte Person in virtuell animierten Filmen aufzutreten. Das heißt sie muss selbst nichts mehr tun, aber bekommt Geld, wenn ihre Figur gebucht wird. Zwanzig Jahre später soll Wright ihren Vertrag verlängern lassen und eine Rede über eine „Animationzone“ halten, in der man leben und sein kann wer immer man möchte. Bei ihrem Besuch sieht sie Personen wie Michael Jackson und Marilyn Monroe. Mit der Verlängerung ihres Vertrages kann ihre Figur jetzt nicht nur für Filme gebucht werden, sondern Personen können jetzt auch ihren Charakter annehmen. Wright ist gegen das Programm, da es die Persönlichkeit der Menschen zum Produkt macht. Man kann nicht mehr erkennen, welche Person hinter den Charakteren, die man dort trifft, steht. Wright wird mit den Rebellen in Verbindung gebracht und in der animierten Welt hingerichtet, aber überlebt das. Man weiß also nicht ob die animierte Welt noch Realität ist oder nicht. Dazu kommt, dass diese Realität nur im eigenen Kopf existiert, man also nicht in die reale Welt gehen kann, und dann wieder in die gleiche animierte Welt zurückkehren kann, die man verlassen hat .
Die Kombination aus Animation und Realfilm ist definitiv das, was diesen Film zu etwas Besonderem macht, und regt sehr zum Nachdenken an. Einen Film wie The Congress habe ich davor noch nie so gesehen.
#6 Fight Club (1999)
Diese Liste ist zwar kurz, aber wäre nicht komplett ohne diesen Film von David Fincher.
Der namenlose Protagonist (Edward Norton), ist unzufrieden in seinem Leben und leidet unter Insomnie. Er lernt den Seifenhändler Tyler Durden (Brad Pitt) kennen, und als seine Wohnung zerstört wurde, wendet er sich an Tyler und bittet ihn um Hilfe. Tyler möchte als Gegenleistung einfach nur geschlagen werden. Nach weiteren Kämpfen gründen die Zwei schließlich den Fight Club, was für den Protagonisten ein gutes Ventil ist und er ist glücklich. Er verändert sich durch den Fight Club sehr und kündigt sogar seinen Job, aber manipuliert seinen Arbeitgeber so, dass er weiterhin Geld von der Firma bezieht. Seine Insomnie wird jedoch immer stärker und er leidet immer mehr unter Gedächtnislücken. Er findet heraus, dass Tyler „Project Chaos“ mit einigen Mitgliedern des Fight Clubs gegründet hat, die Angriffe auf die öffentliche Ordnung unternehmen, und dass Tyler noch weitere Fight Clubs gegründet hat. Der Protagonist findet auch heraus, dass ihn alle für Tyler Durden halten. Und das hat auch seinen Grund wie er nicht viel später herausfindet: Spoiler alert! Der Protagonist selbst ist Tyler Durden, er leidet unter multipler Persönlichkeitsstörung. Die Insomnie und die Gedächtnislücken kommen also daher, dass er als Tyler fungiert hat. Er hat alles selbst getan, er hat sich selbst verprügelt, als Tyler nach Schlägen gefragt hat, er hat alle Fight Clubs gegründet, und er hat selbst die Affäre mit Marla angefangen. In einem finalen Kampf der beiden Persönlichkeiten, entschließt der Protagonist sich, und damit auch Tyler, umzubringen. Er schafft es aber nur Tyler umzubringen indem er sich durch die Wange schießt, er selbst überlebt.
Wenn man den Film das erste Mal schaut, kommt das Ende sehr unerwartet, schaut man ihn aber zum zweiten, oder dritten Mal, sieht man die kleinen Hinweise, die im Film versteckt sind. Die Wahrnehmung der Zuschauer wird auf jeden Fall immer hinterfragt, egal wie oft man diesen Film schaut.
Das sind meine sechs Lieblingsfilme, die mit unserer Wahrnehmung spielen, oder sie zumindest herausfordern. Falls Dir noch mehr oder sogar noch bessere Beispiele einfallen, lass doch einfach ein Kommentar da, damit diese Liste noch weitergeführt wird.