Der Mensch sieht sich selbst als erfinderisch und hat dabei schon viele verschiedene Erfindungen auf die Wege gebracht. Doch nicht alle Erfindungen scheinen nützlich zu sein – man nehme das Beispiel Mikroplastik. Unsere Autorin Saskia Dreßler zeigt, warum das Mikroplastik ihrer Meinung nach zu den dümmsten Erfindungen der Menschheit zählt.
Wir sind einfallsreich. Wir sind innovativ. Der Mensch hat das Feuer genutzt, er hat das Rad erfunden, er hat Städte gebaut, mit Schiffen und Eisenbahnen die Welt entdeckt. Der Mensch lebt im Fortschritt. Er ist der Fortschritt. Durch seine Erfindungen erleichtert er sein Leben. Doch … doch, nicht alles, was wir erfunden haben, ist wirklich nützlich. So stoßen Eisenbahnen, Schiffe und Flugzeuge beispielsweise CO2 in die Atmosphäre. Aber das ist noch nicht alles: Was ist mit der glorreichen, unsere weltverbessernde Idee des 19.Jahrhunderts? Was ist mit Plastik?
Plastik wird vielfältig eingesetzt: schon allein beim Aufstehen stellt man den Plastikwecker aus, zieht sich ein T-Shirt aus Polyester an, putzt sich mit einer Platikzahnbürste die Zähne, koch Kaffee in einer Plastikkaffeemaschine und … und und … Aber nicht nur hier wird Plastik verwendet, denn auch beispielsweise in der Medizin findet es seine Verwendung. Wir benutzen Plastik und werfen es weg – genau hier ist das Problem. Jeder Deutsche produziert pro Jahr, laut Statistik, 611 kg Plastikmüll. Das ist nicht nur viel, denn das ist nicht alles: Hierbei wird nur der „große“ Plastikmüll gezählt. Der kleine Müll – das Mikroplastik – ist dabei nicht mit reingerechnet. Mikroplastik wird jedoch zu einem noch größeren Verhängnis für die Umwelt. Doch was ist dieses Mikroplastik überhaupt?
Primäres und sekundäres Mikroplastik
Mikroplastik sind Plastikstücke, die kleiner als 5 mm sind und somit kaum mit dem bloßen Auge kaum erkennbar. Es wird dabei in zwei Sorten von Mikroplastik unterschieden: Das primäre Mikroplastik sind beispielsweise Basispellets. Aus diesem Grundmaterial werden andere Plastikprodukte hergestellt. Aber auch in Granulaten, wie sie in Kosmetika (man denke dabei nur an Peelings oder Zahnpastas) findet sich primäres Mikroplastik. Auch in Kunststofffasern für Kleidung findet sich Mikroplastik. Die Verwendung von primären Mikroplastik ist also ziemlich vielfältig, denn auch in der Industrie wird Mikroplastik eingesetzt. Das sekundäre Mikroplastik entsteht durch physikalische, biologische oder chemische Auseinandersetzung von Makroplastikteilen – also, wenn sich Plastik auflöst.
Das Mikroplastik kann man also fast überall finden (einen kleinen Überblick, wo überall Mikroplastik sein kann, findest du hier). Es scheint für manche Produkte gar unersetzlich. Das allein macht das Mikroplastik nicht gefährlich. Das Problem liegt vielmehr darin, dass das Mikroplastik durch die Abflüsse in die Seen, Flüsse und Meere gelangt und damit in den Wasserkreislauf – von dort aus ist das Mikroplastik nicht mehr zu entfernen.
Das Mikroplastik im Meer
Jeder kennt sicher dabei die Bilder von vermüllten Stränden voller Plastik oder Meeresschildkröten, die Plastik um ihre Hälse haben. Das Mikroplastik wirkt dabei weniger offensichtlich. Meerestiere, wie Muscheln, Fische oder auch Seehunde, können das Mikroplastik passiv durch das Wasser aufnehmen. Es wurde schon in vielen von ihnen eine hohe Konzentration von Mikroplastik nachgewiesen. Dies macht nicht nur die Tiere krank, sondern gelangt auch in unseren Körper, wenn wir beispielsweise den Fisch essen. Und wer möchte schon Plastik in seinem Körper haben?
Ist Mikroplastik nötig?
Paradox dabei ist, dass Mikroplastik in vielen Produkten vollkommen unnötig ist und teilweise nur ein Abfallprodukt in der Produktion darstellt. So lassen sich Peelings auch mit anders (beispielsweise mit Honig) herstellen. Auch müssen keine Produkte gekauft werden, in welchen Mikroplastik vorkommt. Statt Polyester kann auch Baumwolle verwendet werden. Statt Plastik Dosen könne beispielsweise welche aus Glas benutzt werden. Auch gibt es Kosmetika, in welchen kein Mikroplastik verwendet wird (ein paar Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik gibt es hier).
Doch warum gibt es immer noch das Mikroplastik? Vielleicht, weil es zu schwer ist eine alternative Produktion zu finden. Vielleicht auch, weil eine andere Produktion zu teuer ist. Klar ist, dass diese Erfindung der Menschheit zu einen der unnötigsten gehört. Wir haben ein Produkt erfunden, es massenweise benutzt und merken nun, dass es vollkommen unnötig war und wollen dieses Produkt wieder abschaffen und alles auf Anfang setzen. Was ist das für eine Logik? Ich sehe keine darin – außer vielleicht, dass wir nun schneller aus unseren Fehlern lernen sollten, denn sonst wird Wirklichkeit werden, was viele Science-Fiction-Romane prophezeien: Der Mensch schafft sich selbst durch seine eigene Dummheit ab. Und das Mikroplastik zeigt die Dummheit des Menschen nur zu genau.