Unser Alltag hat sich durch Covid-19 auf den Kopf gestellt und wir leben in einem Alltag, den wir uns vor einem Jahr nicht hätten vorstellen können. Oftmals sind wir so mit unserem eigenen Leben beschäftigt, dass wir komplett vergessen, dass es Menschen gibt, die ganz anders leben als wir. Deshalb geht unsere Reise mit den Tamilen weiter und deckt auf, wie sich der Alltag in Sri Lanka und für die Tamilen in Deutschland gestaltet.
Das Leben auf dem Land in Sri Lanka beginnt zwischen fünf und sechs Uhr morgens, da die Sonne früher aufgeht als in Deutschland (im Mai bereits um 05:54 Uhr). Die Tamilen duschen sich jeden Tag und beginnen den Morgen mit Yoga. Die Priester der Tempel sagen, dass jeder Morgen mit dem Sonnengruß für positive Energie (Suryavanakkam, சூர்தவணக்கம்) begonnen werden sollte. Das ist nicht nur gut für Körper und Seele, sondern versüßt den eigenen Tag und somit auch den Tag von seinen Mitmenschen, die man mit einem Lächeln beschenken kann.
Zu einem tamilischen Tag gehört der Paaltea, ein aromatischer Schwarztee mit Milch, Ingwer, Zimt und Cardamom. Der Ceylon Schwarztee kommt ursprünglich auch aus Sri Lanka, was damals Ceylon hieß. Aus diesem Grund trinken die Tamilen morgens, mittags und abends verteilt starken Schwarztee.
Der Tempel ist jeden Tag geöffnet, die Tamilen besuchen den Tempel jedoch meistens dienstags und freitags. Die Tempel sind mit bunten Statuen, Farben und Verzierungen geschmückt. Die Woche endet freitags mit dem Besuch im Tempel, ähnlich wie für die Christen der Sonntag.
Mit Farbe soll das Kolam den Tag verschönern
Das Kolam (ein Bild auf dem Boden) wird am Eingang jedes Hauses gemalt, um alle willkommen zu heißen und damit die Personen, die daran vorbeilaufen auf etwas Positives blicken und ihren Tag mit viel Farbe und Freude verbessern können. Das Kolam wird mit Reismehl oder Kokosraspeln gemacht, damit auch die Insekten, also selbst die kleinsten Lebewesen auf der Erde, genug zu essen haben. Im Anschluss wird gebetet, danach gefrühstückt und zur Arbeit gefahren. Abends nach der erledigten Arbeiten, wird gegessen und früh zu Bett gegangen. Das liegt einerseits daran, dass die Tamilen früh aufstehen, andererseits ist es auch gefährlich, nach 21 Uhr nach draußen zu gehen, was zum Teil auch an der Armee Sri Lankas liegt.
Früher haben die Tamilen Felder bestellt – es wuchsen Weizen, Palmen, Bäume, Sträucher und Früchte – und Tiere gehabt. Durch den Krieg haben viele Tamilen ihren Besitz verloren. Obwohl, abgesehen vom Bürgerkrieg, ein relativ friedliches Leben in Sri Lanka geführt werden kann, sind viele Familien in andere Länder emigriert. Einige Tamilen waren noch nie in ihrem Heimatland, sie kennen meist Verwandte, die dort noch leben, nur online über Facetime und ihr Land aus Erzählungen. Die Familien versuchen gemeinsam mit ihrer in Sri Lanka lebenden Verwandtschaft wieder aufzubauen, was sie verloren hatten.
Im Alltag: Leben zwischen zwei Kulturen
Heute leben die Tamilen auf der Welt verteilt, in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Kanada, England und Amerika. Sie sind geflohen vor Unterdrückung und Gewalt in ihrem Land. Deshalb bedeutet der Alltag der Tamilen ein Leben mit zwei Kulturen. Ob jemand tamilisch, deutsch oder gemischt aufwächst, hängt hierbei von der jeweiligen Familie ab. Die meisten erleben jedoch eine Mischung beider Kulturen. Zum Frühstück gibt es dann kein tamilisches Essen, sondern Aufstriche und Cornflakes, mit den Nachbarn, die oftmals aus Italien, der Türkei oder Russland stammen verbindet Einen die deutsche Kultur und Sprache, aber auch das Verlassen seines Heimatlandes. Durch die Großeltern, in der tamilischen Schule und im Tanzunterricht bleibt die tamilische Kultur jedoch erhalten. Kleinere Traditionen werden hier mit der Familie geteilt, unter anderem gemeinsam am Wochenende zu frühstücken oder abends deftige tamilische Mahlzeiten zu kochen und gemeinsam zu essen. Da das Zubereiten von tamilischem Essen zeitaufwendig ist, wird dies meist auf das Wochenende geschoben und unter der Woche multikulturell gekocht. Eigentlich geht es hierbei vor allem, darum Zeit mit der Familie zu verbringen, gemeinsam zu reden, zu essen und zu lachen. So wird auch in der Ferne der Zusammenhalt gestärkt.