Der Wolf – ein Schreckgespenst aus Mythen und Märchen. Er war für lange Zeit in Deutschland ausgerottet. Seit dem Jahr 2000 wandert er, vor allem über Polen, wieder nach Deutschland zurück. Hier beginnen die Probleme, denn nicht jeder möchte einen Wolf als Nachbarn haben und Schäfer haben Angst um ihre Tiere. Auf der anderen Seite setzen sich Umweltorganisationen für die Wiedereingliederung der Tiere ein. Hier eine Bestandsaufnahme:
“Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!” – “Dass ich dich besser hören kann.”
“Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!”- “Dass ich dich besser sehen kann.”
“Ei, Großmutter, was hast du für große Hände”- “Dass ich dich besser packen kann.”
“Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!” – “Dass ich dich besser fressen kann.”
Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.
Wirklich, das arme Rotkäppchen. Gefressen von einem Wolf und nur mit der Hilfe eines mutigen Jägers kann es sich da wieder befreien. Damit scheint der Wolf ein gefährliches Tier zu sein, oder? Wenn ich mich im Internet über den Wolf informieren will, dann stoße ich auf zwei verschiedene Fronten, die sich mit dem Thema beschäftigen: Entweder gibt es die Leute, die den Wolf abschießen wollen, oder es gibt die Verteidiger des Wolfes. Was ist aber das Problem mit dem Wolf? Warum wird er immer als Dämon, der Schafe und kleine Kinder reißt, bezeichnet?
Der Wolf in Deutschland
In Deutschland gab es seit 150 Jahren keine freilebenden Wölfe mehr in den Wäldern. Der letzte wurde im 19. Jahrhundert getötet, davor wurde er aber systematisch seit dem 15. Jahrhundert gejagt. Langsam kommt er nach seiner langen Abwesenheit wieder zurück. Die Umweltorganisation WWF hat in den Jahren 2015 und 2016 47 Rudel, 15 Paare und 4 Einzeltiere durch Monitorüberwachung nachgewiesen. In den Rudeln wurden außerdem 44 Welpen geboren. Das ist ein großer Zuwachs an Tieren, die erst seit 17 Jahren wieder in Deutschland leben.
Mit dem Wolf kommen neue Probleme: Ein Jagdgesetz als Hilfe?
Mit der Wiederkehr des Wolfes treten neue Probleme auf: Schäfer, Landwirte, „besorgte“ Bürger, in welchen noch die Rest Furcht vor dem kinderverschlingenden Wolf aus den Märchen schlummert, stehen den Umweltschützern gegenüber. Die Nachrichten beginnen sich zu häufen: In Lindberg sind sechs Wölfe aus einem Nationalpark ausgebrochen und mussten erschossen werden. Der Deutsche Jagdverband (DJV) verzeichnet, dass ein Wolf in Cuxhaven ein Schaf gerissen hat. Ein anderer Wolf hatte sich an einer Rinderherde gütig getan. Diese Nachrichten brechen erschreckend über all jene ein, die sich noch nicht mit dem Wolf beschäftigt haben, denn eigentlich sind diese Übergriffe die Ausnahme, da ein Wolf normalerweise viel zu viel Angst vor Menschen hat und sich ihnen nur im äußersten Notfall nähert. Trotzdem überwiegen in der Berichterstattung, wie es mit vielen Themen der Fall ist, die negativen Berichte. Deshalb wird eine Forderung nach einem Jagdrecht für Wölfe laut. Das Jagdrecht für den Wolf gibt es in Deutschland noch nicht, aber in der Politik wird darüber diskutiert. Betroffen von einem solchen Recht wäre auch der DJV. Mit dieser Problematik setzt sich Torsten Reinwald der Pressesprecher vom DJV, auseinander. Sein Credo lautet: „In der Jägerschaft ist die grundsätzliche Bereitschaft da, sich dieser Aufgabe zu stellen. Allerdings unter Rahmenbedingungen, die die Politik eröffnen muss. Voraussetzung ist die objektive Bewertung des Zusammenwachsens der Wolfspopulationen in Polen.“
Demgegenüber steht die Auffassung von Umweltschutzorganisationen, wie dem WWF. Sie tun viel, damit sich der Wolf in Deutschland wieder wohlfühlt. So plädiert der WWF dafür, dass vorhandene Lebensräume der Wölfe bestehen bleiben und die Wölfe die Möglichkeit haben zwischen den verschiedenen Territorien zu wandern. Das größte Problem hierbei ist, dass vielen Wölfe überfahren werden. „Besonders junge, unerfahrene Wölfe sterben bei Unfällen während des Wildwechsels. Hier helfen vor allem Grünbrücken, die es Wölfen und anderen Wildtieren ermöglichen, gefahrlos Straßen und Autobahnen zu überqueren. Große, dichte Wälder oder echte Wildnisgebiete brauchen Wölfe hingegen nicht unbedingt. Entscheidend ist das Angebot von Wildtieren“, sagt Roland Gramling, der Pressereferent vom WWF. Sinnvoll sei auch, dass die Bevölkerung über den Wolf und dessen Lebensweise informiert werde, damit es kein Konkurrenzdenken zwischen Menschen und Wölfen gibt. Der WWF stellt sich hierbei deutlich gegen ein Jagdgesetz für den Wolf.
So kann es auch gehen – ein Beispiel aus Osteuropa
Ein Beispiel könne sich Deutschland an den osteuropäischen Staaten oder Italien nehmen, da dort der Wolf nie ausgerottet war, so Gramling. Am Beispiel dieser Länder könne Deutschland lernen, wie sie mit dem Wolf umgehen könnte. So kommt es beispielsweise in Slowenien zu weniger Schafsrissen von Wölfen, weil die Schäfer, wie es noch vor 100 Jahren war, bei ihren Tieren in einem provisorischen Schäferwagen schlafen. Außerdem werden die Tiere von ausgebildeten Hütehunden bewacht, die die Schäfer auf einen möglichen Wolf aufmerksam machen. Außerdem schrecken kleine Glocken an den Weidezäunen die Wölfe zusätzlich ab, da diese Klingeln, wenn der Wolf sich den Schafen nähert. Vielleicht ist das ein gutes Beispiel, von welchen wir hier in Deutschland lernen können. Zu bedenken ist dabei aber, dass wir uns selbst, als Menschen, wieder umstellen müssen. So müsste man die Schafszucht neu organisieren. Können wir das aber noch? Oder besser gesagt, wollen wir das?
Der Wolf kommt nicht allein
Der Wolf ist aber nicht das einzige Tier, dass seine natürliche Heimat in den deutschen Wäldern hatte und nun versucht wieder zurückzukehren. Auch Bären, Luchse oder seit neuestem, Wisente wandern immer wieder in oder durch deutsche Wälder. Auch hier stellt der WWF klar, dass es sich nicht um Problemtiere handelt (auch wenn sie manchmal so verschrien werden), sondern, dass der Mensch lediglich lernen muss wieder mit diesen Tieren Seite an Seite zu leben. Sind es also nicht die Problembären und -wölfe, die Deutschland heimsuchen, sondern der Problemmensch, der nicht mit ihnen auskommt?