Dystopien – Ein Spiegel unserer Gesellschaft

In welche Richtung wird sich unsere Welt entwickeln? Besonders in der heutigen Zeit ist das Bild der Zukunft ungewiss, es bestehen unzählige Entwicklungsmöglichkeiten. Was uns jedoch bereits seit einiger Zeit aufgefallen ist – die Zukunft ist nicht plan- oder vorhersehbar. Man kann nicht mit Sicherheit davon sprechen, ob die Welt in 100 Jahren besser oder schlechter sein wird als zur jetzigen Zeit. Was also bleibt ist, darüber zu spekulieren.

Mit möglichen Zukunftsszenarien spielen Buchautoren und Filmregisseure mit großem Vergnügen, wie beispielsweise in sogenannten Dystopien – Ein Genre, das in den letzten Jahren einiges an Aufsehen erregte. Es entwickelte sich eine regelrechte „Dystopienwelle”, ausgelöst durch den Hype rund um „Die Tribute von Panem“, geschrieben von Suzanne Collins. Doch was ist es eigentlich, das uns an einer Dystopie derart fasziniert?

Was ist eine Dystopie?

Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst der Wortursprung geklärt werden. Das Wort Dystopie stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus „dys-, was im Griechischen schlecht bedeutet und dem Wort „tópos“, was als Platz oder  Stelle übersetzt wird. Die Welt der Zukunft wird in einer Dystopie demnach als ein „schlechter Platz“, bzw. eine „schlechte Stelle“ dargestellt.

Eine Dystopie setzt, im Gegensatz zur Utopie, die eine Art ideales Wunschbild der Zukunft aufzeigt, immer am Tiefpunkt der Menschheit ein. Die Welt wie wir sie kannten existiert nicht mehr, denn es gab eine negative Entwicklung, die alles veränderte. Was genau den Untergang ausgelöst hat und wie dieser von Statten ging, ist nicht, wie fälschlicherweise oftmals angenommen, der Gegenstand einer Dystopie, sondern kann in einem Endzeitroman nachgelesen werden. Eine Dystopie setzt an dem Punkt ein, an dem die Menschheit, oftmals auf ein Minimum reduziert, die Katastrophe überwunden und eine neue Regierung gegründet hat. Die Welt hat sich jedoch im Vergleich zu der Welt vor der Katastrophe oftmals verändert, da die neue Regierung versucht, Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden, was augenscheinlich auch sehr gut zu klappen scheint.

Was stimmt in einer dystopischen Welt nicht?

Woher stammt nun aber das „schlecht“ im Namen der Dystopie? Wenn das Leben in einer dystopischen Welt wahrhaftig ohne Fehler wäre – wieso dann die Unterscheidung zwischen Dystopie und Utopie? Wirft man einmal einen Blick unter die Oberfläche und hinter die augenscheinlich makellose Fassade, so stellt man schnell fest, dass nicht alles so perfekt ist wie es auf den ersten Blick scheinen mag, sondern oftmals sogar das Gegenteil der Fall ist. Hier kommt der Protagonist einer Dystopie ins Spiel, ihm bzw. ihr gefällt das Leben in der Gesellschaft zunächst gut. Mit der Entfaltung der Geschichte wird allerdings nach und nach deutlich, dass die perfekte Fassade zu bröckeln beginnt und das Leben nicht so problemlos verläuft, wie es nach Außen hin scheint. Die Menschen werden von der fehlerlos wirkenden Regierung belogen, aufs Genaueste kontrolliert, überwacht, manipuliert und benutzt. Die meisten Menschen sind sich dieser Tatsache jedoch nicht bewusst, sodass es eine Minderheit braucht, die eine Rebellion anzettelt und der es am Ende der Dystopien fast immer gelingt die Menschen zu retten und ihnen ein besseres und freieres Leben zu ermöglichen. 

Wieso sind negative Zukunftsszenarien beliebt?

Ursprünglich wurden Dystopien geschrieben, um das perfekte Bild einer Utopie zu durchbrechen und zu zeigen, dass eine fehlerlose Welt nicht möglich ist. So wie es in der Gegenwart Probleme gibt, werden auch in Zukunft schwierige Zeiten existieren. Diese Erkenntnis fühlt sich für viele Menschen realistischer an, als die Welt durch eine rosarote Brille einer Utopie zu sehen, obwohl es natürlich auch Vergnügen bereitet diesen zu entfliehen und sich ein perfektes Bild der Zukunft zu erdenken, gerade in Zeiten, in denen die Gegenwart hoffnungslos erscheint. In der heutigen Gesellschaft, in der es derart viele Probleme gibt, sollte man deshalb sogar meinem, Dystopien seien nicht sonderlich beliebt, da die Menschen sich schon genug mit den Problemen in der echten Welt beschäftigen müssen.

Aber da stellen sich folgende Fragen – können wir an die Probleme der Gegenwart denken ohne die Probleme der Zukunft Beachtung zu schenken? Und unterscheiden sich die Probleme der Zukunft wirklich so sehr von unseren heutigen? Wenn man ein wenig unter Berücksichtigung dieser beiden Fragen nachdenkt, stellt sich schnell heraus, dass man die Herausforderungen einer Gesellschaft wie sie in der Dystopie beschrieben werden, eigentlich auch gut auf die heutige Gesellschaft übertragen kann und vielleicht auch aus den Fehlern die dort begangen werden lernen kann. Eine Dystopie ist also immer auch eine Art Gesellschaftskritik an der heutigen Gesellschaft.

Wir sind bereits auf einem guten Weg dies zu erkennen und es ist sicherlich auch ein entscheidender Grund, weswegen Dystopien gerade heute so beliebt sind. Die Menschen sind unzufrieden mit der Regierung und fühlen sich durch Dystopien in ihren zweifelnden Gefühlen bestätigt. Der oftmals positive Ausgang einer Dystopie trägt des Weiteren dazu bei, dass man Hoffnung schöpft und sei die Welt noch so dunkel, es gibt einen Ausweg, die Bevölkerung wird sich über die Unterdrücker hinwegsetzen und die Probleme bewältigen.

Eine Dystopie ist also auf der einen Seite eine realistische Betrachtung der Zukunft, eine Gesellschaftskritik an der heutigen Gesellschaft, in der sich viele Menschen bestätigt sehen, jedoch auch ein Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten.  Für jeden Menschen ist also etwas dabei uns das trägt alles dazu bei wie beliebt und vor allem auch wichtig dieses Genre heutzutage ist.

5 empfehlenswerte Dystopien und ihre Welten:

    • Brave new World (1932): Ein 9 Jahre andauernder Krieg hat die Menschheit stark mitgenommen, sie wurde jedoch durch eine Weltregierung wiederaufgebaut. Die Menschen haben sich nun „weiterentwickelt“, denn Kinder kommen nicht mehr auf natürliche Art und Weise zur Welt, sondern werden am Fließband produziert, damit man möglichst viele, gleiche, nicht zu viel nachdenkende Menschen erschafft. Diese werden zusätzlich immer wieder dazu animiert nicht mehr eigenständig zu denken, denn das Höchste Maß in dieser Gesellschaft ist Stabilität, denn Stabilität wird gleichgesetzt mit Glück, die nicht erreicht werden kann, sollten Menschen auf eigene Gedanken kommen.
    • George Orwell – 1984 (1949): 1984 wird zusammen mit Brave new World als Mutter der Dystopie gehandelt. George Orwell hat in dieser Werk die heutige TV Sendung Big Brother erfunden, denn es geht um einen Staat in dem die Gesellschaft 24 Stunden überwacht wird. Ein Gerät, das nie abgestellt wird beobachtet die Menschen dauerhaft. Es stellt sich die Frage, ob diese Überwachung nicht auch zum Nachteil der Gesellschaft genutzt wird.  Diese Realität ist der unseren gar nicht mehr so fremd, da auch wir viel Zeit vor Computer und Smartphone verbringen, was perfekt zur Überwachung genutzt werden könnte.
    • Suzanne Collins – The Hunger Games (2008): Die Welt wurde durch einen Krieg auf ein Minimum reduziert und die überlebenden Menschen leben in einem Staat, der den USA sehr ähnelt, jedoch in 13 Distrikte aufgeteilt ist. Die reichsten Menschen leben in Distrikt 1, dem Zentrum des Landes und je höher die Zahl des Distrikts, um so ärmer und weiter außerhalb leben die Menschen. Nun gibt es jedoch nur noch 12 Distrikte, da der 13. gegen die Regierung rebellierte und demnach ausgelöscht wurde. Seit diesem Zeitpunkt, um die Regierung zu stärken und weiter Rebellionen zu verhindern, finden jedes Jahr die sogenannten „Hungerspiele“ statt, in denen jeweils ein Junge und ein Mädchen aus jedem Distrikt gegeneinander kämpfen müssen, bis nur noch ein Kind überlebt. Das Chaos ist so überwunden, doch ist eine Welt voller Grausamkeiten gegenüber Kindern perfekt?
    • Ally Condie – Matched (2010): Ein besonders gutes Beispiel einer perfekt erscheinenden Welt ist Matched von Ally Condie. Sämtliche Krankheiten wurden ausgelöscht, die Menschen haben alle den gleichen Lebensstandard. Das System sucht einen idealen Ehepartner für einen aus, den man mit 17 zugewiesen bekommt. Doch was passiert, wenn man nicht in das System passt und frei entscheiden möchte?
    • Lauren Oliver – Delirium (2011): In dieser Zukunftswelt wurde herausgefunden, dass sämtliche Probleme der Menschheit durch das Gefühl der Liebe entstanden sind. Liebe wird als gefährliche Krankheit diagnostiziert und es ist möglich durch eine Operation im Gehirn das Gefühl der Liebe zu entfernen. Diese Prozedur geschieht mit 18. Jahren. Nach Außen scheint auch diese Welt perfekt zu sein, doch kann eine Welt ohne Gefühle für die anderen Menschen wirklich ohne Fehler sein?

2 Kommentare

  1. Hey,
    wer genau hat den Text von euch geschrieben?
    Würde den gerne in meiner Bacherlorarbeit zitieren, nur brauche ich einen
    richtigen Autorennamen. 🙂
    LG
    David

    1. Hallo 🙂

      tut uns leid, dass wir dir so spät antworten. Durch die Urlaubszeit hat sich alles ein bisschen verzögert.
      Wir hoffen, dass die Antwort noch rechtzeitig kommt.
      Den Text hat Mareile Winkler geschrieben.
      Wir wünschen dir noch viel Erfolg für deine Bachelorarbeit 🙂

      Liebe Grüße
      Doodad

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