Essen in Massen oder in Maßen essen? – Völlerei als Todsünde

Aufgetürmtes Essen auf riesigen Tellern. Für so manch einen ist es das Paradies auf Erden, für Andere nicht nachvollziehbarer, abschreckender Konsum. Bereits in der Bibel wird Völlerei als Todsünde beschrieben.

In den Flüssen und Bächen fließen Milch, Honig oder der köstlichste Wein, den sich ein jeder nur vorstellen kann. Würde das Essen nicht vom Himmel fallen wäre wohl von einem reichlich gedeckten Tisch die Rede. Tiere fliegen mundfertig und perfekt gegart durch die Luft, eine unvorstellbar vielfältige Auswahl an Kuchen, Gebäck und weiteren süßen Köstlichkeiten fällt uns direkt zu. Unsereins muss nicht einen Finger rühren. Welch schöner Gedanke. Oder?

Der ausschweifende Lebensstil, und die im wahrsten Sinne des Wortes unersättliche Habgier des Menschen in Bezug auf Essen und Trinken im Übermaß wird als Völlerei bezeichnet. Bereits zur Zeit des Barock stand insbesondere für den Adel des französischen Versailles das Essen im Überfluss auf der Tageskarte. So ist auch die zugegebenermaßen nicht endgültig belegte, aber in ihrer Position dennoch sehr gut nachvollziehbare Aussage der Marie-Antoinette bezüglich der damaligen Armut des französischen Volkes, welches nicht einmal mehr Brot zu essen hatte: „Dann sollen sie doch Kuchen essen“ ein gutes Beispiel dafür, wie leicht sich der Bezug zur Notwendigkeit verlieren lässt. Auch die Bibel beschreibt die Völlerei als eine der sieben Todsünden. Ein Leben im Konsum soll Unzufriedenheit mit dem Leben und somit Undankbarkeit gegenüber Gott bedeuten. Wann ist Genuss denn Völlerei? Ein anderes Leben als dasjenige in einer Konsumgesellschaft kennen in industrialisierten Ländern nun einmal nicht mehr. Die Zustände in Entwicklungsländern scheinen meist weit entfernt. und dennoch ist es schockierend zu lesen, dass in Deutschland durchschnittlich 313 Kilo Lebensmittel pro Sekunde weggeworfen werden, die zudem noch haltbar sind. Die Auswahl auf dem Markt scheint so groß zu sein, dass man wohl kaum mehr mit gesundem Menschenverstand darüber zu urteilen vermag, was denn nun wirklich notwendig, was Genuss, und was Überfluss und reiner Konsum ist. Wie kann es sein, dass 795 Millionen Menschen weltweit Hunger leiden, währenddessen 100 Millionen Tonnen an übrigem Essen in Europa einfach weggeworfen werden. Wie kann es sein, dass in Deutschland 346 Millionen Kilogramm Fleisch pro Jahr in der Mülltonne landen?

Das Schlaraffenland.

Es muss ein schöner Ort für Märchen sein. Der Name an sich ist selbsterklärend durch seine Bedeutung. Er stammt von dem mittelhochdeutschen Begriff “sluraff” ab, was so viel wie Faulenzer bedeutet. Mit Augen so groß wie Untertassen mag so manch einer dieses bizarre, perfekt scheinende Land betrachten. Doch im Endeffekt erklärt es die Bedeutung von Völlerei ideal. Es könnte an der puren Gier des Menschen liegen, oder aber auch daran, dass er wenn seine Grundbedürfnisse gestillt sind schlichtweg immer mehr einfordert, anstatt glücklich zu schätzen was er hat. Somit gebe ich der Bibel, in einem moralisch und ethisch entscheidenden Punkt Recht: Leben im Konsum macht undankbar und lässt uns den Begriff Zufriedenheit zum Fremdwort werden. Ist man mit der Bedeutung Zufriedenheit nicht vertraut, ist es schwer zwischen Notwendigkeit, Genuss und extremer Völlerei zu unterscheiden. Dies soll kein Appell zum Hungern sein, es soll schlichtweg das Bewusstsein vieler Menschen wecken, die noch immer vom illusorischen Schlaraffenland träumen und zu einer gesunden Einstellung zum Thema Ernährung und dem Maß an dem Konsum von Mahlzeiten aufrufen. Genuss sei einem Jeden ab und an vergönnt, aber sich selbst kaputt zu machen und keinerlei Wertschätzung und Genugtuung zu empfinden, sollte doch nicht zum Lebensziel werden. Und wie so oft läuft es ganz auf den Spruch hinaus;

“ Weniger ist mehr“

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