Zum Frauentag veröffentlichte die Stuttgarter Zeitung einen kritischen Kommentar, der für einigen Aufruhr sorgte. Auch uns, Franka und Mareike, ist der Frühstücksbissen im Hals stecken geblieben. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass weder erster April, noch Gegenteiltag ist, beschlossen wir, der Zeitung und der Autorin ordentlich unsere Meinung zu sagen – mit einem guten alten Leserbrief:
Sehr geehrtes Stuttgarter Zeitung Team,
Sehr geehrte Frau Claudia Scholz,
Ihren Kommentar in der Stuttgarter Zeitung am 8. März 2019 mit dem Titel „Feminismus ist überholt“ haben wir, zwei gebürtige Stuttgarter Schwestern, mit großem Interesse gelesen. Ihr Artikel hat uns zum intensiven Nachdenken angeregt. Im Folgenden möchten wir auf einige Ihrer Äußerungen im Text konkret eingehen in der Hoffnung, Missverständnisse auf beiden Seiten aufzuklären und weitere Ansichten zum Thema beizusteuern.
„Das Denken in alten Klischees hilft den Frauen von heute nicht weiter.“
Wir freuen uns sehr, dass wir diesbezüglich einer Meinung sind. Leider widerspricht sich dieser Satz mit dem gesamten Artikel und dem Titel. Feminismus ist eine Bewegung gegen das Denken in alten, geschlechterspezifischen Klischees.
„Kein Frauentag verläuft ohne Diskussion über Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern, alte Rollenbilder und überforderte Mütter in Teilzeit. Diese Diskussionen sind aber überholt.“
Sind die Themen dieser Diskussionen wirklich überholt? Woher kommt diese Annahme Ihrerseits?
Haben Sie schon einmal mit einer überforderten Mutter in Teilzeit gesprochen? Wir können Sie gerne weiter vermitteln, denn es gibt sie.
„Die Vorkämpferinnen des heutigen Feminismus ziehen ins Feld gegen aussterbende Probleme (…)“
Sterben die Probleme wirklich aus oder wollen Sie sie nur nicht sehen? Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. Natürlich ist es schwer, zu belegen, dass es etwas nicht gibt. Im Gegenzug bieten wir gerne an, Ihnen Belege zu liefern, dass es die Probleme in der Tat noch gibt.
„(…) brandmarken die Männer oft zu Unrecht pauschal als sexgeile Grapscher (…)“
Tun Sie mit diesem Artikel nicht dasselbe mit Feminist*innen, indem Sie die Aussagen einzelner oder persönliche Erfahrung auf eine gesamte Bewegung projizieren?
„(…) und wollen die ganz normale weibliche Frau und ihre Bedürfnisse leugnen.“
Was ist eine weibliche Frau? Ist das nicht ein Pleonasmus, ein weißer Schimmel, ein kleiner Zwerg? Was ist dagegen eine männliche Frau? Ist sie weniger normal, weniger Frau? Was sind diese Bedürfnisse der „normalen weiblichen Frau“? Wie unterscheiden sie sich zu den Bedürfnissen männlicher Frauen, männlicher Männer oder weißer Schimmel?
„Heute haben junge Frauen so viele Chancen wie nie zuvor (…)“
Diese Aussage trifft beispielsweise auf Deutschland und Teile Europas zu, allerdings nicht global. Sie schreiben selbst im weiteren Verlauf des Artikels, dass dieser Luxus nur geografisch begrenzt stattfindet. Warum verallgemeinern Sie hier?
“(…) zwischen Hausfrauenjob und Führungsposition im Konzern ist alles möglich.”
Es ist als Frau natürlich möglich, eine Führungsposition im Konzern zu erreichen, jedoch zu einem anderen Preis als als Mann. Gesellschaftlich wird oft infrage gestellt, ob Frauen gleichzeitig eine Familie haben und Karriere machen können, da die Kinder unter dem Zeitmanagement leiden würden. Bei Familienvätern im Vorstand wird dies selten hinterfragt.
Studien belegen: Bei gleicher Qualifikation wird oft der männliche Bewerber gegenüber der Frau bevorzugt. Dies zeigt, dass Frauen mehr leisten müssen, um dieselbe Position zu erreichen. (Sehen Sie beispielsweise hier oder hier) Nur weil es möglich ist, ist es noch lange nicht gerecht.
„Doch viele von ihnen haben offenbar keine Lust auf männliche Karrieren.“
Wie oben bereits erläutert, muss Frau bereit sein, den Preis für die Karriere zu zahlen, der oft höher ist als bei Männern. Dies zwingt einige Frauen dazu, Prioritäten zu setzen, die teils zu Lasten der Karriere fallen. Mit Lust und Laune haben diese Entscheidungen nicht immer zu tun.
„Viele Frauen, die in Teilzeit arbeiten, sind damit laut Studien des Familienministeriums sehr zufrieden.“
Gratulation für die einzige Quelle im ganzen Text. Doch welches Argument soll sie untermauern? Das Argument, dass nicht alle Frauen eine Führungsposition brauchen, um glücklich zu sein? In der Debatte geht es alleine darum, dass Frauen dieselbe Möglichkeit haben sollen wie Männer. Niemand verlangt, dass alle Frauen eine Führungsposition bekleiden müssen.
Bezüglich Ihrer einführenden Aussage, die überforderte Mutter in Teilzeit sei ein aussterbendes Problem, möchten wir Ihnen anhand Ihrer Quelle ein kleines Gedankenspiel unterbreiten: Die Studie belegt, dass viele Frauen in Teilzeit zufrieden sind. Viele bedeutet nicht alle. Schlussfolgernd gibt es zwar wenige, aber durchaus existierende Frauen, die damit nicht zufrieden sind. Somit kann es kein aussterbendes Problem sein.
Des Weiteren zeichnet die gesamte Studie ein weitaus differenzierteres Bild von der teils schwierigen Situation, in der sich viele Alleinerziehende befinden. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für die meisten Alleinerziehenden eine beträchtliche Herausforderung dar.“
„Den Firmen fehlt es für ihre Chefetagen schlicht an Bewerberinnen (…)“
Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. Studien belegen, dass bei gleicher Qualifikation oft der männliche Bewerber bevorzugt wird und dass Frauen durch die eingeschränkte Sicht und dadurch einseitige Information des männlichen Vorstands oft nicht erfahren, dass ein Posten in der Chefetage neu besetzt werden soll.
„Nur ein kleiner Teil der Gehaltsunterschiede lässt sich auf eine Diskriminierung der Frauen zurückführen.“
Sie implizieren mit dieser Aussage, dass der Anteil an Frauen, denen diese sexistische Diskriminierung widerfährt, vernachlässigbar und nicht erwähnenswert ist, da es nur ein kleiner Teil ist.
„Sie sind vielmehr in den unterschiedlichen Lebensentwürfen von Männern und Frauen begründet.“
Die Diskriminierung liegt darin, dass einige Lebensentwürfe für Frauen leichter gemacht werden könnten. Gemeinhin ist bekannt, dass Jobs mit einem hohen Frauenanteil an chronischer Unterbezahlung leiden. Ein weiteres Problem stellt der hohe Anteil an Frauen von Alleinerziehenden dar. Alleinerziehende haben nachweislich mehr Schwierigkeiten, sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren.
„Im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt leben die Frauen in Deutschland und Europa im feministischen Paradies.“
Die Wortwahl „Paradies“ ist eine provokante, euphemistische Aussage, welche die vorhandenen Probleme in Deutschland herunterspielt. Außerdem setzen sich Feministinnen nicht nur für die Gleichberechtigung der Frau innerhalb Deutschlands und Europa ein, sondern auch weltweit und in Krisengebieten. Deutschland ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch Vorreiter. Die Formulierung „Paradies“ in Bezug auf Europa ist verletzend gegenüber allen Frauen, die in Europa beispielsweise zwangsverheiratet oder Opfer von Menschenhandel werden. Übrigens stellt Zwangsheirat in nur 12 der 28 EU-Mitgliedsstaaten einen eigenen Straftatbestand dar.
Nur weil es anderen Menschen in anderen Ländern teils schlechter geht, heißt es nicht, dass es hierzulande keine Probleme gibt oder man diese deshalb nicht ansprechen darf. Wenn wir die Probleme in unserem Land still erdulden, ist damit niemandem in einem anderen Land geholfen.
Wenn es anderen so viel schlechter geht und Sie hier anprangern, dass Feministinnen sich lieber damit beschäftigen sollten, weil es mehr Aufmerksamkeit verdient als die Probleme in Deutschland, warum schreiben Sie dann nicht darüber einen Artikel? Warum nutzen Sie Ihre Reichweite auf der
ersten Seite einer großen Zeitung nicht dafür, die Themen zu behandeln, von denen Sie den Feministinnen unterstellen, sie zu unterschlagen?
„(…) den Paragrafen „Nein heißt Nein“. Wer dagegen verstößt, kann juristisch belangt werden.“
Während der Gedanke des Paragraphen § 177 StGB begrüßenswert ist, ist die juristische Verfolgung nur schwer möglich, da in den meisten Fällen kein Beweismaterial vorliegt und Aussage gegen Aussage steht.
„Wenn einer „Zuckerschnecke“ sagt, kann er wegen böswilligen Sexismus öffentlich angeprangert werden.“
Das nennt sich Meinungsfreiheit. Ist es nicht schön, das wir das in Deutschland haben?
„Viele der heutigen Feministinnen jammern also auf sehr hohem Niveau.“
Obwohl die Formulierung extrem abwertend ist, haben Sie im Kern völlig Recht, die Kritik bewegt sich teils auf vergleichsweise hohem Niveau. Aber warum sollte man diese Kritik deshalb nicht anbringen dürfen? Nur weil es verhältnismäßig kleine Probleme sind, sind es trotzdem existierende Probleme. Was ist falsch daran, sich diesen zu widmen und sich zum Ziel zu setzen, auch diese zu lösen?
„Fast hat man den Eindruck, dass die Führungsetagen nur aus grapschenden Macho-Chefs bestehen.“
Wer ist „man“? Sie? Auch hier wäre eine genauere Differenzierung wünschenswert. Können Sie zu dieser Behauptung Belege, Umfragen oder Studien aufweisen, oder ist es doch eher ein persönliches Bauchgefühl, Stammtischmeinung oder Filterblase?
„Testosterongesteuerte Beispiele wie der Hollywoodproduzent Harvey Weinstein werden medial überrepräsentiert und bilden nur eine Randgruppe.“
Wer entscheidet, was überrepräsentiert ist? Ist es wirklich Überrepräsentation, wenn ausführlich darüber gesprochen wird, dass ein berühmter und hoch geschätzter Mann über Jahrzehnte hinweg seine einflussreiche Stellung ausgenutzt hat, um eine Vielzahl an Frauen sexuell zu belästigen, zu vergewaltigen und damit langfristig zu traumatisieren? Wo kämen wir hin, wenn wir in einer Demokratie mit sozialen Grundsätzen nicht genügend über Randgruppen reden, eben weil es Randgruppen sind? Im Gegenteil sollten vor allem Randgruppen gehört und im Diskurs gestärkt werden, da sie allein nicht immer laut genug sein können. Selbst wenn es nur ein einziger Mensch ist, hat er trotzdem das Recht, gehört zu werden.
„Junge Männer schieben heute Kinderwagen, gehen in Elternzeit, kaufen für das Abendessen ein.“
Herzlichen Glückwunsch, Männer machen normale Dinge. Aber warum beziehen Sie diese Beobachtung nur auf junge Männer? Ist das nicht Diskriminierung von älteren Männern? Wir persönlich haben auch schon ältere Männer einkaufen gesehen.
„Gleichberechtigung ist heute nur noch ein Generationenproblem, kein Mann-Frau-Problem mehr.“
Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. Andernfalls sollten so absolute Aussagen relativiert werden. Viele Studien belegen etwas anderes, diese können wir Ihnen auf Anfrage gerne liefern, falls Sie sich nicht dazu in der Lage sehen, dies selbst zu recherchieren.
„Und die meisten erfolgreichen Frauen sind keine Feministinnen, denn sie sehen sich nicht als Opfer.“
Zunächst muss man kein Opfer sein, um Feministin zu sein. Weiterhin können auch Männer Feministen sein. Es wäre interessant zu erfahren, wie diese Schätzung zustande kommt, haben Sie dafür Belege? Haben Sie derart gute und viele Kontakte zu erfolgreichen Frauen oder bilden Sie sich diese Meinung anhand dessen, was erfolgreiche Frauen nach außen tragen? Denn nicht jede Feministin bringt penetrant an die Öffentlichkeit, dass sie sich als Feministin sieht.
Um nur ein paar bekannte Beispiele der Popkultur zu nennen, die feministische Ansichten vertreten: Emma Watson, Jennifer Lawrence, Michelle Obama, Brie Larson, Natalie Portman, Ashton Kutcher…
„Ich finde es witzig, dass alle davon ausgehen, man sei es nicht, bis man sagt, dass man es ist.“ – Daniel Radcliffe
„Vor allem der Netzfeminismus ringt verzweifelt um Aufmerksamkeit.“
Das ist eine sehr negative Formulierung für das eigentlich neutrale Anliegen, Aufmerksamkeit auf eine Sache lenken zu wollen. Es ist nichts schlechtes daran, Aufmerksamkeit für wichtige Themen zu verlangen. Ihrer Meinung nach mögen die Anliegen des Feminismus keine Relevanz haben, Sie sollten jedoch akzeptieren, dass diese Themen anderen Menschen sehr wohl wichtig sein können.
„Doch er kämpft nicht mehr für die Sache der Frau, sondern gegen sie.“
Was ist die „Sache der Frau“, wer hat diese definiert? Für das Textverständnis wäre es hilfreich, wenn Sie Ihre abstrakte Aussage festmachen an beispielsweise Belegen, Zitaten oder persönlichen Erfahrungen. Oder haben Sie die weiter unten im Artikel genannten Botschaften von Feministinnen schlicht missverstanden?
„Frauenrechtlerinnen tun sich mit neuen Interessengruppen zusammen, um gegen die eigene Überflüssigkeit und für mehr Schlagkraft zu arbeiten: mit Schwulen, Lesben, Transgendern, Migranten.“
Wer bestimmt, was überflüssig ist? Nur, weil etwas in Ihren Augen überflüssig ist, kann es für andere eine wichtige Bedeutung haben. Das können und dürfen Sie diesen Menschen nicht nehmen. Was ist falsch daran, sich für ein größeres Ziel mit anderen Interessengruppen zu vereinen? Alle genannten Interessengruppen können tatsächlich beides gleichzeitig sein. Ein Homosexueller kann auch Frauenrechtler sein, ebenso ein Transgender, Migrant etc.
„Sie setzen sich für die sogenannte Vielfalt der Geschlechter in der Öffentlichkeit ein (…)“
Warum „sogenannt“? So nennt man das eben, das ist das offizielle Wort. Ist es auch die sogenannte Öffentlichkeit? Der sogenannte Frauentag?
„(…) und wollen gleichzeitig die ganz normale Frau und ihre Weiblichkeit unsichtbar machen (…)“
Wer definiert die normale Frau? Wer fordert tatsächlich die Unsichtbarkeit der normalen Frau? Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. „(…) keine Röcke (…)“ Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. “(…) keine Frauentoiletten (…)” Dies ist eine missverständliche Formulierung. Vermutlich beziehen Sie sich hier auf die Forderung einer Toilette für das dritte Geschlecht. Hierbei fordern manche zusätzlich zu den binären Toiletten für Männer und Frauen eine dritte Toilette für Intersexuelle. Andere fordern die komplette Abschaffung der binären Toiletten und stattdessen eine Toilette für alle Geschlechter. Niemand fordert die bloße Abschaffung von Frauentoiletten unter dem Deckmantel des Feminismus. Was wäre das Argument dahinter? Nur noch Männer dürfen pinkeln? Falls Ihnen dies tatsächlich untergekommen sein sollte, bitten wir um Belege. Sie sollten aber auch in der Lage sein, zu erkennen, welche Forderung von Einzelpersonen kommt und welche von der gesamten Bewegung unterstützt werden. „(…) keine nackten Frauen in der Werbung mehr.“ Auch hier ist die grundlegende Forderung eine andere, als Sie es so plakativ formulieren. Feministinnen setzten sich gegen ein sexualisiertes Bild von Frau (und Mann!) in der Werbung ein. Die Strömung hat kein Problem damit, wenn Frauen beispielsweise für Unterwäschewerbung in Unterwäsche gezeigt werden, allerdings schon, wenn mit Frauen in Unterwäsche ein Auto beworben wird.
„Außerdem sind hübsche Frauen mit guter Figur, die diese zeigen oder gar ihr Geld damit verdienen, verpönt.“
Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. Viele Feminist*innen setzen sich beispielsweise für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der freiwilligen Sexarbeit ein. Auch das Body Positivity Movement, bei dem es darum geht, den eigenen Körper als schön zu akzeptieren, egal welche Figur man hat (also auch eine „gute“), entstand aus dem Feminismus. Eine Bewegung des Feminismus ist es auch, den weiblichen Körper frei und nackt zu zeigen, beispielsweise bei der Free the Nipple Kampagne oder der feministischen Aktivismusgruppe Femen.
„Wenn sich Frauen als Hausfrau und Mutter zeigen, ist das ebenfalls „sexistisch und stereotyp.“
Belege wären für die bessere Nachvollziehbarkeit angemessen. Andernfalls sollten so absolute Aussagen relativiert werden.
„Dass eine Frau gerne schön und sexy ist, Hausfrau und Mutter, das ist für die strengen Feministinnen unvorstellbar.“
Was sind strenge Feministinnen? Meinen Sie eventuell Frauen, die nicht die Werte des gemeinhin verbreiteten Feminismus vertreten, sondern sich mit ihren extremen Ansichten hinter der Definition „Feminismus“ verstecken (Umgangssprachlich auch Feminazi). Wenn Sie diese Frauen als Repräsentanz des Feminismus sehen, können Sie genau so gut Islamisten als Repräsentanz des Islam sehen.
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Auseinandersetzung neue Anregungen und Input geliefert zu haben. Wir hoffen außerdem, nicht zu angreifend geschrieben zu haben, denn durch den Kommentar haben wir uns selbst etwas angegriffen gefühlt.
Wir möchten noch einmal betonen, dass uns bewusst ist, dass die Kommentarspalte Raum für eigene Meinungen bietet, bei denen nicht jeder Satz mit Belegen ausgeschmückt werden muss. Problematisch in diesem Kommentar ist allerdings, dass Sie kaum Formulierungen nutzen, die Ihre persönliche Meinung klarstellen, sondern häufig Ihr Bauchgefühl als allgemein gültige Fakten darlegen, deren Haltbarkeit aber nicht nachweisbar ist. Daher bitten wir auch häufig um Belege oder eine relativerende Formulierung, welche für die Beschreibung der eigenen Meinung und persönlicher Eindrücke essentiell ist.
Herzlichen Dank, dass Sie bis hierhin gelesen haben.
Wir wünschen Ihnen einen fabelhaften Tag.
Franka und Mareike Billen
P. S. In der am Tag darauf folgenden Ausgabe wurden bereits einige Leserbriefe abgedruckt, die unseren Unmut über den Kommentar teilen. Obgleich unser Brief für einen Abdruck sicherlich zu lang ist und zu spät kommt (weil wir uns Zeit genommen haben, auf Einzelheiten einzugehen und entsprechende Quellen anzubringen), hoffen wir, dass er intern zur Diskussion beiträgt. Während es schön zu sehen war, dass die Stuttgarter Zeitung ihre Leserbriefe ernst nimmt und ihnen in der nächsten Ausgabe Gehör verschafft, waren wir enttäuscht über die fehlende Reflektion der Zeitung selbst. Der Kommentar hat laut eigenen Angaben auch in der Redaktion für Aufruhr gesorgt und die Leserreaktionen bestätigen die Berechtigung der Empörung. Dennoch hat die Stuttgarter Zeitung keine Position dazu bezogen, wie es passieren konnte, dass ein so schlecht bis nicht recherchierter Kommentar mit so absolut populistischen Meinungen als Fakten getarnt auf der ersten Seite einer so großen und gemeinhin als seriös wahrgenommenen Zeitung abgedruckt werden kann, noch dazu während dieselbe Ausgabe in jedem anderen Artikel zum selben Thema diesem Kommentar widerspricht. Wir wünschen uns eine eindeutige Stellungnahme zu diesem Eklat.