Wäre es nicht schön, wann immer man nach Hause kommt, mit Ordnung empfangen zu werden? Sich einfach in den Sessel setzen zu können, ein Lieblingsbuch zur Hand und die Füße hochzulegen? Nichts mehr wegräumen zu müssen, weil nichts das Blickfeld stört und Unruhe in einem auslöst? Ein Heim zu haben welches einem Glück schenkt, da es nur voll von Lieblingsteilen ist? Marie Kondo scheint die Lösung gefunden zu haben, um diesen Traum wahr werden zu lassen.
Marie Kondo, eine japanische Aufräumexpertin und Bestsellerautorin, entwickelte die „KonMari-Methode“ für ein aufgeräumtes und gleichzeitig glücklicheres Leben. Die ungefähr 32-jährige ist in Japan ein Fernsehstar, auch in den USA hat sie mittlerweile eine eigene TV-Show und selbst in Deutschland stehen ihre Bücher wochenlang in den Bestsellerlisten. Was also ist so besonders an ihrer Methode? Was unterscheidet sie von den etlichen Ordnungs- und Lebensratgebern die seit Jahren immer wieder auf dem Markt landen? Und bewirkt „KonMari“ wirklich was es verspricht? Ich wagte einen Selbstversuch.
Vor etwas mehr als einem Monat bin ich umgezogen, von einem 25 qm großen in ein 14 qm kleines Zimmer. Ich wusste, dass ich mich würde verkleinern müssen, alles würde nicht mit umziehen können. Da ich aber eigentlich erst vor 1,5 Jahren von Zuhause ausgezogen bin, dachte ich, dass es wohl nicht wirklich viel geben würde, das ich ausmisten könnte, war ja eigentlich alles wichtig gewesen bei meinem ersten Umzug. Ich hatte mich also eigentlich schon mit dem Gedanken abgefunden, einige meiner Habseligkeiten wieder in meinem Kinderzimmer bei meinen Eltern einzulagern, für den Tag an dem ich in meine eigene Wohnung mit mehr Platz ziehen würde.
Doch dann hörte ich von eben besagter „Kon-Mari-Methode“, oder wie es im Englischen schon ein Wort dafür gibt: „to kondo“. Ich bin nicht wirklich esoterisch angehaucht und fühle mich auch ganz wohl in meinem kleinen persönlichen Chaos, aber Kondos Erfolg machte mich neugierig. Ich fing an zu recherchieren, trat einer Facebook-Gruppe bei, die auf ihre Methode schwört und kaufte mir ihr erstes Buch.
Eigentlich ist Marie Kondos Methode recht simpel. Sie erfolgt in zwei Schritten. Zuerst müssen Dinge weggeworfen werden und danach muss ein Aufbewahrungsort bestimmt werden für die Dinge, die nicht weggeworfen werden. Das alles entscheidende Frage, die man sich hierbei stellen muss ist: „Macht es mich glücklich, wenn ich diesen Gegenstand in die Hand nehme?“
Schritt 1: Das Ausmisten
Geht man das ausmisten an, soll man sich Kategorien, nach Schwierigkeit geordnet, und nicht Zimmer vornehmen. Zunächst die Kleidung, dann Bücher, die Papiere, der Kleinkram und dann zu allerletzt die Erinnerungsstücke. Angefangen also mit den Kleidern, geht man durch das gesamte Haus, sucht jegliche Kleidungsstücke die man finden kann zusammen und sammelt sie an einem Platz. Das soll einem bewusstmachen, wie viel man doch eigentlich besitzt und glaubt mir, hier ist schon der erste Kondo-Trick der tatsächlich funktioniert. Es war erschreckend zu sehen, wie viel ich aus meinen Schubladen und Regalen holen konnte, in wirklich jeder Kategorie! Es fiel mir direkt viel leichter, mich von Dingen zu trennen, wobei ich hier schon einhaken möchte, dass trennen bei mir nicht wie bei Kondo einfach nur wegwerfen heißt, aber dazu später mehr.
Hat man also alle Dinge einer Kategorie zusammengesucht und auf einem Haufen vereint, soll man nun jeden einzelnen Gegenstand in die Hand nehmen und sich auf das Gefühl, das er in einem auslöst, konzentrieren. Ist man dabei glücklich, darf er bleiben, ist man es nicht (egal wie neu oder gut erhalten er ist) muss er weg. Und hier muss ich ganz ehrlich zugeben, dass ich die Methode vermutlich nicht vollständig richtig angewandt habe. Keins meiner Dinge hat in mir mehr oder weniger Glück ausgelöst, ich habe es wirklich versucht und ich frage mich ob es tatsächlich Menschen gibt, die Glück dabei empfinden ihr Höschen oder eine ihrer Socken in der Hand zu halten… Ich bin es also eher pragmatisch angegangen nach dem Motto: Ist es noch schön, benutze ich es oft, brauche ich es wirklich noch? Und auch mit dieser Taktik habe ich ordentlich ausgemistet. Ich habe die Dinge mehr hinterfragt als ich es sonst getan hätte, also hat wohl auch dieser Teil der KonMari-Methode in gewisser Weise funktioniert.
Vor dem tatsächlichen Wegwerfen fehlt noch ein, für Marie Kondo sehr wichtiger, letzter Schritt. Man soll sich bei den Dingen bedanken bevor man sich von Ihnen verabschiedet. Jeder Gegenstand hat in ihren Augen eine Aufgabe in unserem Leben gehabt, auch wenn diese nur war, uns zu zeigen das wir ein solches Objekt nicht in unserem Leben benötigen. Und auch hier muss ich zugeben, dass ich die Methode nicht vollständig richtig angewandt habe. Es ist zwar ein schöner Gedanke, dass jeder Gegenstand eine bestimmte Aufgabe in unserem Leben erfüllt, aber nachdem ich mich von den ersten zwei Dingen verabschiedet hatte und mich dabei selbst nicht ernst nehmen konnte, habe ich es gelassen. Trotz meiner kleinen Ungenauigkeiten bei der Anwendung, bin ich sehr zufrieden mit meinem Ausmist-Ergebnis.
Hat man also eine Kategorie im gesamten Haus zusammengesucht, jedes Teil gefragt ob es einen glücklich macht, sich von Dingen verabschiedet hat, kommt das Einräumen.
Schritt 2: Das Einräumen
Um eine dauerhafte Ordnung zu erschaffen und zukünftiges Aufräumen vorzubeugen, soll jedes Lieblingsteil, das wir nach dem Ausmisten noch besitzen, einen festen Platz zugeordnet bekommen. Hat es einmal diesen einen, besonderen Platz erhalten, soll man es nach Benutzung immer direkt wieder dorthin zurückstellen. Um diesen Ort zu finden und zu bestimmen, gibt es wieder einige Dinge die zu beachten sind.
Dinge aus der gleichen Kategorie sollen beieinanderstehen. Als Familie ist das natürlich schwieriger umzusetzen, als Einzelperson mit einem kleinen WG-Zimmer. Ich persönlich habe das sowieso schon immer so gehandhabt. Familien rät sie pro Besitzer einen Ort zu bestimmen, wo die Dinge dieser Person aufbewahrt werden. Und nicht beispielsweise ein Wohnzimmer in dem jedes Familienmitglied einen Teil seines Hab und Guts platziert.
Ein weiterer Tipp ist, die Dinge einer Kategorie noch einmal zu unterteilen in „häufig genutzt“ und „selten genutzt“. Dinge die man regelmäßig verwendet, sollten in Regalen und Schubladen weiter vorne platziert werden, die selten gebrauchten dahinter. Man sollte nur darauf achten, dass auch die selten genutzten Gegenstände nicht vergessen werden.
Für Klamotten hat Marie Kondo eine ganz besondere Falttechnik entwickelt, bei der man nach dem „Goldenen Punkt“ der Kleider fühlt und sie an diesen Stellen faltet. Und ich bin wirklich ein Fan davon! Die für mich langweiligste, trägste, schlimmste Haushaltsaufgabe ist Wäsche machen. Wäsche aufhängen auf Platz 1, Wäsche falten auf Platz 2 und die Waschmaschine anstellen ist dann doch nicht so schlimm. Jedenfalls geht diese Technik, so kompliziert sie am Anfangs auch aussieht, sehr schnell, macht sogar ein bisschen Spaß und es sieht tatsächlich viel ordentlicher und übersichtlicher in meinen Schubladen aus.
Wie man im Laufe meines kleinen KonMari-Erfahrungsberichts vermutlich schon gemerkt hat, stehe ich nicht hinter allem, was Marie Kondo anpreist.
Einfach alle Dinge wegzuwerfen, die für einen selbst nicht mehr von Nutzen sind, sich aber davor bei ihnen zu bedanken, finde ist nicht wirklich eine wahrhaftige Wertschätzung ihrer Existenz. Will man das tatsächlich tun, sollte man meiner Meinung nach, ein neues Zuhause für sie finden. Alles was noch funktionsfähig und einigermaßen schön anzusehen ist, sollte nicht auf der Mülldeponie landen. Es gibt so viele andere Möglichkeiten. Klamotten können verkauft, verschenkt oder gespendet werden. Bücher genauso. Aus meinem alten Papierkram mache ich lieber ein großes Lagerfeuer mit Freunden, als es einfach nur ins Altpapier zu geben.
Auch ist das Buch sehr möchtegern-therapeutisch angehaucht, was ich persönlich nicht besonders ernst nehmen konnte. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass es in Asien und den USA gerade deswegen, einen so großen Erfolg hat. Marie Kondo verspricht viel in ihrem Buch: Man ordnet nicht nur sein Heim, sondern auch noch sein Leben? Erschlankt der Besitz, so erschlankt auch der Körper? Genial! Ich kann das leider nicht bestätigen, was natürlich entweder daran liegen könnte, dass ich nicht alles richtiggemacht habe, oder eben einfach daran, dass ich nicht dran glaube.
Letztendlich kann die KonMari-Methode einem so viel geben, wie man eben nehmen möchte. Ich bin sehr zufrieden mit meinem reduzierten und neu geordneten Besitz. Ich komme gern in mein Zimmer und Wäsche falten ist tatsächlich gar nicht mehr so schlimm. Ich brauchte aber keine neue Ordnung in meinem Leben und war auch vorher nicht unglücklicher oder unzufriedener. Den therapeutischen Teil habe ich also für mich außen vorgelassen. Ich denke für jeden der wirklich etwas mehr Ordnung in seine vier Wände bringen möchte, hat die KonMari-Methode einige ziemlich effektive und hilfreiche Tipps und Tricks auf Lager. Und wer offen ist für eine neue Lebensphilosophie und eine kleine Therapie, dem kann Marie Kondo vielleicht auch hierbei helfen.
Marie Kondo beschreibt das Aufräumen als das „große Fest des Lebens“, soweit würde ich nicht gehen, aber es hat tatsächlich ein bisschen Spaß gemacht sich noch mal mit jedem einzelnen Teil das man besitzt auseinanderzusetzen. Es war kein langweiliges Ausmisten und Aufräumen mehr, sondern eine intensive Beschäftigung mit mir selbst und meinem Besitz. Und unter den vielen Weisheiten die Marie Kondo in ihrem Buch festhält, ist mir eine besonders in Erinnerung geblieben:
„Beim Aufräumen lernen wir, anhand der Betrachtung jedes einzelnen Gegenstandes ein weiteres Mosaiksteinchen unserer Persönlichkeit kennen.“