Sie schweben über Laufstege, auf Werbeplakaten und durch Fernsehsendungen, all die dünnen, makellosen Mädchen, perfekte Ideale eines schier unerreichbaren Schönheitskonzepts. Selbstzweifel und Verunsicherung sind die traurigen Folgen, aber auch Gegenbewegungen lassen sich langsam erkennen. Doch wie wirkt sich diese Reduzierung auf den bloßen Körper aus, welche Ideale sind gesund, lässt sich auf diesem Weg tatsächliches Glück erreichen?
Body–Positivity in der Realität
Schon lange lässt sich der ungesunde Trend „Je dünner desto besser“ beobachten, welcher sich sowohl durch die Modewelt als auch die gesamte Gesellschaft zu ziehen scheint. Dieser verzerrten Vorstellung stellt sich aktuell jedoch eine neuartige Bewegung entgegen. Sie nennt sich Body-Positivity und ihre Anhängerinnen und Anhänger respektieren und feiern jede einzelne Körperform, egal ob dick, dünn, groß oder klein. So lautet jedenfalls der Plan. Schaut man sich hingegen beispielsweise auf Instagram einmal Fotos mit diesem Hashtag an oder achtet bei TV-Formaten wie Germanys Next Topmodel auf die sogenannten „curvy“ Teilnehmerinnen, wird überschnell deutlich: Die wenigsten dieser Frauen brechen komplett aus gängigen Schönheitsidealen aus, es sind noch immer gerade weiße, große, schlanke Frauen mit vollem Haar, reiner Haut und jeder Menge Make-Up überrepräsentiert. Den einzig erkennbaren Unterschied scheinen ihre volleren, weiblicheren Kurven darzustellen, größere Brüste und breitere Hüften. Doch wie modern ist diese vor allem von sozialen Medien als revolutionär gefeierte Bewegung wirklich?
Parallelen zum zwanzigsten Jahrhundert
Blickt man nur ein knappes Jahrhundert zurück, findet sich eine Antwort hierauf. Schon damals gab es eine Frau, welche vor allem durch ihre Kurven und ihr restliches makelloses Äußeres die Welt in ihren Bann zog und als Trendsetterin viele Anhängerinnen und Nachahmerinnen gewann. Mit ihren blauen Augen, blonden Locken, dem strahlenden Lächeln und natürlich dem kurvigen Körper sieht sie genau aus wie all die heutigen Frauen und Mädchen, welche „Body Positivity“ und „Curvy“ unterstützen, mit dem Unterschied: Sie tat das bereits im letzten Jahrtausend.
Marilyn Monroe
Die Rede ist von der Ikone Marilyn Monroe. Bereits mit 19 Jahren kokettierte der hübsche Teenager auf dem Playboy-Cover, dies war der Startschuss für weitere Modelaufträge sowie erste Filmrollen. Schon damals wollte Marilyn Monroe eine professionelle Schauspielerin werden, wurde jedoch aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit und femininer Ausstrahlung häufig auf ihr Äußeres, nicht auf ihre fachlichen Kompetenzen reduziert. Obwohl es ihr trotz dieser Umstände nach und nach durchaus gelang, sich auch als ernstzunehmende Schauspielerin einen Namen zu machen, wurde sie doch ihr Leben lang immer wieder für anspruchslose Rollen hübscher, hilfloser Frauen besetzt, der Stempel des naiven Blondchens wollte sie ihr ganzes junges Leben lang niemals wirklich verlassen.
Sieht man Fotos oder Filmaufnahmen von Marilyn Monroe unter Anbetracht der aktuellen Body-Positivity-Bewegung, springen die Parallelen förmlich ins Auge: Keine Spur der sogenannten Thigh-Gap, einer Lücke zwischen den dünnen Oberschenkeln, breite Hüften, ein volles Dekolleté, weder die heutigen Body-Positivity-Anhänger noch Marilyn Monroe scheinen viel von dem Magertrend zu halten.
Die Schattenseiten von Body-Positivity
Obwohl dies natürlich äußerst begrüßenswert ist und es dringend an der Zeit ist, dem durch die Mode erschaffenen unrealistisch dünnen Schönheitsideal entgegenzutreten, so wirft auch die Body–Positivity–Bewegung, vor allem in den Bereichen, in welchen sie sich an Marilyn Monroe orientiert, dringend zu hinterfragende Aspekte auf.
Immer mehr junge Frauen sehnen sich nach einem Körper wie ihn Marilyn Monroe hatte, kurvig, weiblich, schön. Doch was die wenigsten hierbei beachten: Abgesehen von ihren Kurven hatte Marilyn Monroe auch eine überdurchschnittlich schmale Taille, welche ihr zu der sogenannten Sanduhr-Figur verhalf. Heutige Methoden, diese Wespentaille künstlich zu erschaffen sind beispielsweise riskante Rippenentfernungen im Rahmen von Schönheitsoperationen.
Kurvig ist nicht gleich gesund
Des weiteren befolgte Marilyn Monroe eigenen Angaben zufolge nach äußerst strenge, ungesunde Essgewohnheiten wie die bekannt gewordene Protein-Diät. Sie nahm nicht mehr als zwei Mahlzeiten am Tag zu sich, wobei eine davon das Frühstück war, bestehend aus Milch und zwei rohen Eiern. Auch ihr restlicher Lebensstil entwickelte sich vor allem mit ihrer steigenden Schauspielkarriere immer ungesünder. Alkohol, Medikamente und Tabletten wurden nach und nach Standard im Leben der Hollywood-Ikone.
Dies zeigt äußerst deutlich, dass ein kurviger Körper nicht automatisch auf eine gesündere, lebensbejahendere Lebensweise schließen lässt, weshalb der aktuelle Body-Positivity Trend meiner Meinung nach, so begrüßenswert sein Grundansatz auch ist, das Problem ungesunder Schönheitsideale nicht ausreichend in Angriff nimmt. Stattdessen findet noch immer eine Idealisierung und Verherrlichung statt, oft werden in diesen Kreisen nun Frauen angegriffen und beleidigt, welche von Natur aus weniger kurvig und eher schlank bis dünn sind. Das ist keine Body-Positivity, sondern lediglich eine Umkehrung der Kritisierung, wie sie auch all die Jahre davor stattfand. Hinzukommend ist eine reine Reduzierung auf den Körper immer kritisch zu sehen, setzt diese Art des Denkens doch eine gewisse Oberflächlichkeit und Ignoranz vorher.
So lobenswert Body-Positivity also auch sein mag, so wichtig es auch ist, endlich klar Position gegen den Magerwahn zu beziehen, so wenig ausgereift und zweifelhaft sind doch häufig die Ausprägungen der Bewegung. Weder Brust- und Gesäßimplantate, noch Rippenentfernungen oder Adipositas-Bejahung führen zu einem glücklicheren und gesünderen Leben, genauso wenig wie es Hungern tut.
Schönheitstrends sich keine Lösung
Anstatt eines weiteren Schönheitstrends sollte es lieber eine massive Bewegung geben hin zu mehr Menschlichkeit, mehr Individualität innerhalb von Mode und Gesellschaft.
Marilyn Monroe litt ihr Leben lang daran, stets auf ihren Körper reduziert worden zu sein,
was dabei jedoch nahezu immer vergessen wurde: Hinter ihrem schönen Körper steckte ebenfalls eine Poetin, eine Schauspielerin, eine kluge Frau, ein missbrauchtes Kind und noch unendlich viel mehr. Dieses Verhalten der Ignoranz setzen wir durch unsere unzähligen Schönheitsideale, so unterschiedlich sie auch sein mögen, immer weiter fort. Anstatt Talenten, Gefühlen, Interessen und Geschichten sehen wir leere Körper, überall. Mal sind sie kurvig, mal sind sie schlank, doch was ändert das letztendlich?
Es sind immer noch nur Körper, wo eigentlich ganze Menschen stehen sollten.
Hier ist ein Artikel, wie Frauen und Mädchen sexualisiert statt ernst genommen werden.
Hier ist ein Artikel, wie toxische Beziehungen romantisiert werden.
Quellen:
https://nypost.com/2015/11/21/how-norma-jeane-filing-cabinet-model-became-marilyn-monroe/
http://themarilynmonroecollection.com/marilyn-monroe-true-size/
https://www.newshub.co.nz/home/lifestyle/2018/06/marilyn-monroe-s-bizarre-diet-and-exercise-routine-revealed.html
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