Eins ist klar: Die Serie Stranger Things hätte bestimmt nicht so viel Erfolg gehabt, wäre der Charm der 80er nicht allgegenwärtig. Und durch ein Beweisfoto von Voldemorts Rückkehr, würde einiges an Harry Potters Geschichte verändern! Und die meisten Horrorfilme wären nicht zustande gekommen, hätten die Teenager sich mal ein Taxi gerufen, um nicht irgendwo im Nirgendwo einem Mörder zum Opfer zu fallen. Moderne Technik in Filmen – manchmal ist weniger auch mehr.
Wir sind es gewohnt, täglich unser Smartphone, das Internet und andere technische Hilfsmittel zu nutzen, um unsrer Arbeit, unseren Hobbies und prinzipiell unserem Alltag zu handhaben. Vor allem die jüngste Generation wird sich ein Leben ohne dieses Zubehör kaum noch vorstellen können. In Filmen und Serien, die vor den 90er Jahren produziert wurden, tauchen kleine, kompakte Mobiltelefone und Computer, Touchscreens und selbstfahrende Autos oftmals nur in Geschichten auf, die in der Zukunft spielen – beispielweise in den Star Trek– und Star Wars-Filmen, oder im zweiten Teil von Zurück in die Zukunft, der im Jahr 2015 spielt. Selbst Produktionen der frühen 2000er Jahre ist aus heutiger Sicht für viele wohl noch komisch anzusehen, mit den Klapphandys und klobigen Computerbildschirmen. Man stellt sich da auch mal die Frage: Wie haben die Leute das damals geschafft? Betrachten wir das Ganze aber mal aus der Sicht der Filme: Was wäre gewesen, würden sie im 21. Jahrhundert spielen!
Das Smartphone als Lebensretter?
Machen wir uns zuvor nochmals bewusst, für was wir alles beispielsweise unser Handy täglich nutzen und was für Problemen wir damit aus dem Weg gehen: Wir können immer und überall telefonieren, Nachrichten schreiben, haben ein Navi für alle Fälle, können Informationen suchen und abrufen und vieles, vieles mehr. Ist der Akku alle, oder haben wir das Smartphone mal nicht bei uns. Wird der ein oder andere wohl ziemlich nervös. Dabei täte es viele mal gut, ein bisschen Pause von der ständigen Handysucht zu machen. Schließlich haben sich Menschen früher ja auch ohne diese Technik unterhalten und beschäftigen können. Und selbst heutzutage gibt es noch Situationen, in denen uns das Handy nichts bringt. Ohne das Smartphone fühlt man sich dann einfach hilflos.
Genau diese Situation kann man häufig in Horrorfilmen sehen. Natürlich gibt es auch einige Filme, die den Grusel mit der Technik von Handys und Videochats erzeugen. Doch ein klassisches Setting, wie beispielsweise eine Gruppe Teenager in der verlassenen Villa im Wald, würde mit Smartphones so ziemlich sinnlos werden – würde nicht in den meisten Fällen entweder das Handy aus irgendwelchen Gründen nicht mehr funktionieren, oder es hat keinen Empfang. Wäre ja auch witzlos, oder? Man könnte dann ja einfach ein Taxi rufen, das einen anholt, oder man findet mit dem Navi den schnellsten Weg zurück in die Zivilisation. Ohne all diese Hilfsmittel ist es natürlich für einen Mörder ein leichtes, die naiven Jugendlichen einer nach dem anderen… verschwinden zu lassen.
Problem gelöst – Spannung weg?
Abgesehen von Filmen, die in einer komplett anderen Welt spielen, in der es eh keine moderne Technik existiert, wie zum Beispiel Herr der Ringe, gibt es auch Beispiele, die man auf unsere Realität projizieren kann. Stranger Things wurde 2016 veröffentlich, spielt jedoch in den 80er Jahren in den USA. Die Charaktere, die die meiste Zeit aktiv die Handlung vorantreiben, kennen sich zwar mehr oder weniger untereinander, agieren jedoch zumeist in kleineren Grüppchen komplett unabhängig voneinander. Die Spannung, Missverständnisse, die Expeditionen und Recherchen… ja, eigentlich die gesamte Handlung würde so im 21. Jahrhundert gar nicht funktionieren!
Allein schon mit dem Smartphone könnten die Protagonisten viel besser in Kontakt bleiben, könnten Video- und Bildbeweise sammeln, könnten die Polizei oder ihre Eltern anrufen. Und es ist auch fraglich, ob die Jugendlichen überhaupt so viel Zeit draußen verbringen würden, gäbe es Spielekonsolen und Computer, sodass man auch gemeinsam zocken kann, ohne das Haus verlassen zu müssen. Das würde nämlich bereits den Ausgangspunkt von Stranger Things, nämlich das Verschwinden eines Jungens, komplett zunichtemachen. Im weiteren Verlauf passieren viele… merkwürdige Dinge in der amerikanischen Kleinstadt. Mit der modernen Technik hätte vieles, was den Protagonisten Probleme bereitet hatte, leicht gelöst werden. Zum Beispiel Aufnahmegeräte und Abhörapparate gibt es heute in winzig kleiner Ausführung. In Sekundenschnelle sind Videos und Bilder im Internet und alles im allem wäre es für alle Beteiligten super einfach, miteinander zu kommunizieren und Informationen auszutauschen.
Da ist es eindeutig spannender, den Figuren dabei zuzusehen, wie sie ohne all das in den gegebenen Situationen und Problemen zurechtkommen müssen. Gut also, dass die Handlung in den 80er spielt, als kein normales Kind ein mobiles Telefon mit sich herumgeschleppt hat und man Bilder noch entwickeln lassen musste.
#VoldemortIsBack
Ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass moderne Technik der Spannung eines Filmes nicht unbedingt guttut, ist die Harry Potter-Reihe. Natürlich spielt der Großteil der Handlung in Hogwarts, wo es eh keine Muggelerfindungen wie Fernsehgeräte oder Quietscheenten gibt. Im Internet gibt es bereits viele Diskussionen, wie ein modernes Leben in Hogwarts aussehen könnte, wenn Hexen und Zauberer nicht-magische, technische Gerätschaften mit zu Schule bringen würden. Mal abgesehen davon, dass so vielleicht der Rest der Welt von der Existenz der Zaubererschule und der magischen Welt erfährt und Hogwarts nicht mal Elektrizität und Stecksoden hat, ist dieses Thema eindeutig zu gewaltig, als dass man es in nur einem Text wirklich erklären kann! Also zurück zu Harry Potter. Doch nehmen wir mal an, technische Wunder wie Smartphones, das Internet und all das, hätte es zu Harry Potters Schulzeit – die in den 1990er Jahren spielt – bereits gegeben. Auch hier wäre es für die Protagonisten ein Einfaches gewesen, untereinander in Kontakt zu bleiben, Informationen zu beschaffen und Beweise zu dokumentieren. Was ist der Stein der Weisen? Wie tötet man einen Basilisken? Alles kein Problem! Voldemort ist zurück? Mal schnell ein Beweisfoto machen! Und schon weiß das ganze Internet Bescheid. Man will nach einem Streit wieder miteinander sprechen? Ok, dann ruf mal kurz an.
Dieser ganze Gedankengang ist natürlich etwas überspitzt, doch eigentlich stimmt es dennoch, dass moderne Technik hier eindeutig fehl am Platz wäre. Außerdem wäre der ganze Witz über das Unwissen der Zauberer über ganz alltägliche Muggelgegenstände dahin gewesen, wüsste jeder schon über den technischen Schnickschnack der Muggel Bescheid.
Weniger ist mehr
Filme und Serien aus vergangenen Jahrzehnten verlieren nicht automatisch ihren Charm, nur weil sie nicht mehr modern sind. Die Technik, die wir heutzutage besitzen ist für die meisten Filme einfach nicht geeignet. Sie würde die Handlung nur stören und in vielen Fällen einfach nur die Spannung zunichtemachen. Auch wenn ein alter Film neu produziert wird – ein Remake also – wäre es wohl auch nicht angebracht, plötzlich moderne Technik mit einzubringen – außer vielleicht für die Spezialeffekte. Aber dann wieder: Ist das nicht auch der Charm alter Filme und Serien? Schlechte Special Effects? Oder die skurrilen Prognosen, die in diesen Filmen über die Zukunft gemacht wurden. Schaut man sich beispielsweise Zurück in die Zukunft II an, fragt man sich, wann wir endlich selbstschnürende Schuhe im Laden kaufen können oder ob auch noch andere technische Wunderlichkeiten aus dem Film Realität werden könnten.