Kleidung in der Kultur Koreas | Kulturschleifen

Kleider machen Leute – auch in Korea, wo der Hanbok bis heute nicht aus dem koreanischen Alltag verschwunden ist. Im dritten Teil unserer Serie Kulturschleifen – Korea widmen wir uns der traditionellen Tracht des Landes, Hanbok, und werfen einen kurzen Blick auf die koreanischen Fashionwelt.

Südkorea ist ein technisch weitentwickeltes Land, mit gläsernen Hochhäusern und geschäftlichen Treiben in den Businessvierteln. Jedoch ist die geschichtsträchtige Vergangenheit noch immer in den Städten zu sehen – ob durch Paläste, Tempel oder durch Menschen (nicht selten auch Touristen und Touristinnen) in bunten, traditionellen, koreanischen Trachten, die dem modernen Korea ein paar Farbkleckse verpassen.

Hanbok, die traditionelle Tracht Südkoreas, sah natürlich nicht immer so aus, wie sie heutzutage in den Geschäften zu sehen ist. Einflüsse aus allen Teilen des Landes, das vor langer, langer Zeit noch aus mehreren Königreichen bestand, sowie aus dem benachbarten China, veränderten das Design der traditionellen Kleidung durch die Jahrhunderte. Der Hanbok wird meist aus Stoffen wie Seide, Ramie, einem Brennnesselgewächs aus Ostasien, und Hanffasern. Das heute bekannte Aussehen entstand in der Joseon-Ära bzw. Joseon-Dynastie, die Ende des 14. Jahrhunderts begann und 500 Jahre später, Ende des 19. Jahrhunderts, endete.  Damals war der Hanbok natürlich noch keine Kleidung besonderer Anlässe, sondern ganz normale Alltagsgarnitur. Aber es galt auch hier: Kleider machen Leute.

Zeig‘ mal, wer du bist…

Der Hanbok sieht auch heute nicht immer gleich aus. Heutzutage gibt es in allen möglichen Farben, mit Verzierungen oder schlicht, je nach Anlass und Alter der Träger und Trägerinnen. Zu Zeiten als die Tracht jedoch noch fester Bestandteil der täglichen Kleidung war – lange vor Jeans und T-Shirts – gab der Hanbok auch gewisse Informationen über die Bekleideten preis. Ein mancher Kleidungsstil, Farben oder Accessoires waren nämlich nur Menschen von gewissen Status oder Beruf vorbehalten. Ist ja eigentlich logisch, schließlich konnte sich nicht jeder die feinsten Stoffe leisten. Edelmänner, Gelehrte und natürlich die Königsfamilie hatte weitaus prunkvollere Outfits und kostbare Accessoires als die einfache Bevölkerung und Menschen vom Lande.

Der Hanbok verriet den Mitmenschen, abgesehen von der sozialen Position, die eine Person innehielt, auch etwas darüber, ob beispielsweise eine Frau verheiratet war oder nicht. So zeigt die kräftige, bunte Farbgebung der Kleidung, dass ein Mädchen noch ledig ist, bei den vergebenen Frauen sind die Farben dagegen dezenter. Ähnliches gibt es auch in der deutschen Kultur bei den Bollerhüten der Schwarzwälder Tracht. Hierbei sind die Bollen der unverheirateten Frauen rot, die der Verheirateten schwarz.

Heutzutage wird der Hanbok von den meisten wohl nur noch zu besonderen und offiziellen Anlässen oder Fest- und Feiertagen angezogen. Zwar heiraten viele Vermählte im westlichen Stil – also mit der Braut in Weiß und dem Herrn im Anzug – jedoch kann auch eine traditionelle Zeremonie mit der dazugehörenden Bekleidung durchgeführt werden. Es kommt auch nicht selten vor, dass ein Hanbok unter den Gästen auf einer modernen Hochzeit zu sehen ist. Dazu kommen natürlich noch anderweitige Anlässe, Traditionen oder Zeremonien, die noch immer in Hanbok durchgeführt werden – dazu aber mehr im nächsten Teil der Serie Kulturschleifen – Korea.

Auch Nicht-Koreaner – genauer gesagt Touristen – können in den Geschmack eines Hanbok kommen. Rund um die Paläste und die sogenannten Hanok-Villages gibt es zahlreiche Geschäfte, wo die traditionelle Tracht stundenweise ausgeliehen werden kann. Dabei gibt es eine schier unendliche Auswahl an Farben und Accessoires. Wer es etwas glamouröser mag, kann sich sogar in der Garnitur von Adligen kleiden.

Fun-Fakt: Es gibt noch immer einige Hanok-Villages in Korea. Sie sind quasi die Altstadt, denn es handelt sich dabei um Häuser, die im klassischen koreanischen Stil gebaut wurden und sehr alt sind. Im Vergleich zu den modernen und technisch hochausgestatteten Wohnungen des Südkoreas des 21. Jahrhundert mit eingebauter Klimaanlage und Fußbodenheizung sind sie sehr schlicht und minimalistisch. Je nach Region wurden die Häuser an die klimatische Lage angepasst und bestehen meist aus Lehm, Holz und Naturstein. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung, den das Land im vergangenen Jahrhundert erlebte, wichen die simplen Gebäude den gläsernen Hochhäusern und Apartments – jedoch will Südkorea auch hier seine Geschichte erhalten. Daher ist es schön zu sehen, dass diese Hanok-Stadtteile noch immer bewohnt sind. Tatsächlich dienen sie heute auch als beliebte Besichtigungsziele und werden auch als Drehort für Serien und als hübsche Fotokulisse genutzt.

Was genau ist Hanbok eigentlich?

Der klassische Hanbok besteht aus mehreren Teilen, mit einer Anzahl an zusätzlichen Kleidungstücken und Accessoires. Nun soll ein kleiner Überblick über die typischen Bestandteile der koreanischen Tracht gegeben werden, ohne sich in Details zu verlieren.

Der Damen-Hanbok ist etwas mehrschichtiger als die Tracht der Herren. So tragen Frauen neben der langen, weiten Unterhose und dem Unterhemd (im kalten koreanischen Winter noch mit einer zusätzlichen, wärmeren Hose) einen weiten Unterrock, darüber dann den Chima – einen weiteren weiten Rock – der über der Brust gebunden wird. Da in Korea die Schuhe nicht im Haus getragen, sondern an der Türschwelle ausgezogen werden, sind die Socken bequem und gefüttert. Die Schultern und Arme werden von dem Jeogori bedeckt. Diese Jacke hat weite Ärmel und ist recht kurz, denn sie reicht bis knapp über den Brustkorb, oftmals nicht ganz bis zur Taille und wird vor der Brust mit einer Schleife gebunden.

Die Männer tragen weite, bequeme Hosen – Baji, die unten an den Fußknöcheln gebunden sind. Die Jeogori der Herren sind etwas länger als die der Frauen. Zusätzlich gibt es noch den Po bzw. Pho, eine Art Übermantel, welcher in der fernen Vergangenheit zunächst mit einem Gürtel, später dann mit Bändern zusammengebunden wurde. Der Durumagi ist eine Variante des Pho und soll vor Kälte schützen.

Kinder tragen natürlich auch Hanbok. Dieser besteht dementsprechend aus denselben Kleidungsstücken, besonders ist hier jedoch der sogenannte KKachi durumagi, ein bunter Übermantel speziell für die Kleinsten – meistens wird er aber eher von Jungen getragen. Dieser wird etwa am Dol angezogen, dem ersten Geburtstag des Kindes.

Zusätzlich gibt es einige Accessoires sowie Kopfbedeckungen oder -schmuck. Der Gat ist beispielsweise ein Hut für Herren, der aussieht wie ein hoher, transparenter Zylinder aus Pferdehaar. Bis ins späte 19. Jahrhundert war es nur dem Adel erlaubt, den Gat zu tragen. Auch hier gibt es farbliche Erkennungsmerkmale, die den Mitmenschen den Status des Trägers verraten. So gibt es den schwarzen Gat, den Männer trugen, die die nationalen Prüfungen im öffentlichen Dienst bestanden haben und somit für den Beamtenapparat zugelassen waren. Der weiße Gat wurde in Zeiten von Staatstrauer getragen und der rote Gat war den Militäroffizieren der Joseon-Dynastie vorbehalten. Die Männer aus dem „gemeinen Volk“ trugen dagegen eine weitaus simplere Variante der Kopfbedeckung, den Paeraengi aus Stroh.

Bei den Frauen gab es den Binyeo, eine Art Haarnadel, die zum einen den Haarknoten feststeckte, aber auch durch seine Beschaffenheit und das Material Aufschluss auf den sozialen Status der Trägerin gab. Junge Mädchen, die volljährig werden – also nun Erwachsen sind – tragen an diesem Tag den Binyeo. Die Gache ist eine traditionelle Perücke, die vor allem von Frauen von hohem sozialem Status getragen wurden. Mit bis zu vier Kilo ist dieses Kleidungsstück zum einen natürlich ziemlich schwer, aber auch recht teuer. Zusätzlich wurde die Gache noch mit Ornamenten, Gold, Silber oder Jade geschmückt – wobei es hier natürlich auch speziellen Schmuck gab, der dem Adel vorbehalten war. Auch die sogenannten Kisaeng trugen solche Perücken. Diese Frauen stammten jedoch aus einer ganz anderen Bürgerschicht und waren meist Kurtisanen, also Edelnutten.

Je nach Anlass, zum Beispiel bei Zeremonien, gibt es weitere Kleidungsstücke, Übermäntel und Kopfbedeckungen, die vor allem vom Adel, hohen Beamten und im Königshaus getragen wurden. Im einfachen Volk wurden feierliche Hanbok vor allem bei Hochzeiten und an Neujahrsfeiern angezogen.

Fun-Fakt: „Hanbok“ (한복) bedeutet wörtlich koreanische Kleidung. Dieser Begriff wird allerdings nur in Südkorea genutzt, in Nordkorea heißt es „Chosŏnot“. Der Begriff Han lässt sich in einigen anderen Worten finden, die mit der koreanischen Kultur zu tun haben: So gibt es unter anderem neben der koreanischen Kleidung Hanbok noch Hansik (die koreanische Küche), die bereits erwähnten Hanok (traditionelle Häuser), das koreanische Alphabet (Hangeul), und traditionelle koreanische Musik – Hansori.

Korean Fashion – Was macht den Unterschied?

Von traditioneller Tracht ab ins 21. Jahrhundert: Mode und Street Fashion sind in Südkorea überaus beliebt. Markenkleidung gehört für viele, vor allem junge Menschen, schon fast zum Lebensstil. In den Städten sind neben den bekannten Luxusnamen aber auch sehr viele kleinere Shops zu finden, die weitaus erschwinglichere Preise anbieten. Fast Fashion ist in Südkorea gang und gäbe. Kleine Boutiquen und Noname Geschäfte, die Kleidung meist nur in einer Art Einheitsgröße anbieten, liefern eine breite Auswahl an Street Fashion und stylische Accessoires. Was für Laien erstmal nicht besonders klingt, ist für Fans asiatischer Popkultur oder Fashiongurus das Stichwort: K-Fashion – Korean Fashion. Es sind dabei oftmals schlichte Kombinationen von Kleidungsstücken, leger und bequem, andere schick und stylisch.

Was genau den koreanischen Modegeschmack von dem anderer Kulturen unterscheidet, ist schwer zu sagen. Oftmals sind es Klamotten, bzw. die Kombination, die sich wohl nicht jeder anziehen würde… Aber dennoch sieht es gut aus! Es ist schwierig, das genau zu beschreiben. Frauen und Mädchen bevorzugen wohl einen eher süßen und niedlichen Kleidungsstil, simple und einfach, nicht zu aufwendig. Dazu unauffälliges Make-Up – im Vergleich zu westlichen Make-Up Träger*innen mögen es die Koreanerinnen meist auch beim Schminken simpel, fast schon natürlich. Die Augen sollen größer wirken, mit eher gediegenen Farben, Rot-, Rosa, Braun- und Orangetönen und vielleicht etwas Schimmer. Dazu rötlichen Lippenstift – aber nicht zu prominent. Jungen und Männer bezwecken beim Kleidungsstil meist „gewollt unbeabsichtigt cool“ auszusehen. Aber natürlich gilt auch hier: Nicht jeder schert sich viel um Mode – dennoch ist Kleidung und Aussehen eine Art Statussymbol.

Hanbok im Alltag

Der Hanbok geht allerdings auch mit der Zeit, denn in der Fashionwelt des 21. Jahrhunderts sind immer wieder Abwandlungen der traditionellen Kleidung zu finden. Tatsächlich bedient sich unter anderem die koreanische Popkultur ab und zu den Trachten, wie beispielsweise die Boygroup BTS in ihrem Musikvideo „Idol“ oder zahlreiche Serien, die in der Zeit der Joseon-Dynastie spielen.

Außerdem bemüht sich Südkorea, seine Kultur und Geschichte weiterhin am Leben zu erhalten. So sind in der Hauptstadt Seoul vor den Toren einiger Paläste oftmals Wächter in traditioneller Uniform zu sehen, die zu gegebenen Zeiten auch „wie damals“ Schichtwechsel vornehmen und ein beliebtes Fotomotiv abgeben. Wer die Paläste der Stadt in Hanbok gekleidet besucht, muss zudem keinen Eintritt zahlen.

  • Traditionelle Kleidung in Korea | © 2021 Couch und Chaos | Laura Bangert | couchundchaos.de
  • Traditionelle Kleidung in Korea | © 2021 Couch und Chaos | Laura Bangert | couchundchaos.de
  • Traditionelle Kleidung in Korea | © 2021 Couch und Chaos | Laura Bangert | couchundchaos.de

Und was gibt es Besseres als in traditioneller koreanischer Tracht authentische Bilder in einer Kulisse aus alten, traditionellen Häusern, oder altehrwürdiger Königsbauten zu machen? Da fühlt man sich doch glatt in die Zeit zurückversetzt, als Korea noch weitentfernt war von der modernen und fortschrittlichen Nation, die es heute ist. Auch wenn die Geschichte des Landes nicht immer friedlich war, so ist der Gedanke doch etwas romantisch – und das Foto auf jeden Fall wert.



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